Wenn man schon einmal etwas von Saliva gehört hat, dann wahrscheinlich nur dadurch, dass Frontposer Josey Scott mit Jesus-Lookalike Chad Kroeger von Nickelback den Song Hero einsang, der es dann auch zum mittelschweren Hit in den amerikanischen Billboard-Charts schaffte. Nun da der Name Josey Scott bzw. Saliva noch im Gespräch ist, scheint es nicht verwunderlich, das für das neue Werk der Band namens Back Into Your System massiver Promotion-Aufwand betrieben wird, schließlich wünscht man sich bei der Plattenfirma eine Wiederholung des Single-Erfolgs. Und ja, BIYS hat das Zeug zu einem Hit-Album zu werden, denn die Zutaten stimmen: Wie die erfolgreichen kanadischen Kollegen versuchen sich Saliva vornehmlich an New Rock (Warum eigentlich New? Wo ist da das Neue? Wäre "Mainstream Rock" nicht die treffendere Bezeichnung?), und dass dafür eine potentielle Käuferschicht vorhanden ist, weiß man ja spätestens seit den Millionenverkäufen von Jesus und seinen Jüngern. Aufgepeppt wird das Album dann noch mit einer Prise sich ebenfalls enorm gut verkaufenden NewMetals (siehe das üble, prollige Raise Up) und der obligatorischen Quoten-Ballade zum Schluss. Das Problem am Ganzen ist allerdings, das das Prädikat'hitverdächtig' noch lange nichts über die Qualität der Musik aussagt: Wie viele der zeitgenössischen NewRock-Platten leidet dieses Werk an der allzu reinen, fast klinischen Produktion. Diese Platte ist so künstlich wie eine sterile Quarantänestation und so vorhersehbar wie das Happy-End in einer romantischen Komödie, hier steckt genausowenig Herzblut drin wie in einem Vampir auf Entzug. Producer Bob Marlette nimmt den ohnehin schon mäßigen Songs jegliche Ecken und Kanten. Und geht es nicht auch darum in der sogenannten alternativen Rockmusik? Ums Provozieren, Anecken, Konfrontieren, Überraschen? Saliva sind auch im NewMetal-Modus zu glatt, um Opa und Oma wirklich schocken zu können. Man kommt einfach nicht um das Gefühl drum rum, dass Saliva unbedingt alle Geschmäcker auf einmal bedienen wollten, zumindest die derer, dessen bevorzugte Musikrichtung ein 'New' im Namen trägt, dabei kommt jedoch nichts Halbes und nichts Ganzes heraus. Der Wunsch, Everybody´s Darling zu sein, nimmt sogar solch abstruse Formen an, dass sich im CD-Rom-Teil von BIYS nichts anderes als eine Demo-Version zum Computerspiel Warcraft 3 befindet. Da mag man sich sein eigenes Urteil drüber bilden, zumindest wenn man die CD nicht schon aufgrund des arg patriotischen Textes von Pride oder dem sich unglaublich oft wiederholenden, stinklangweiligen Refrains von All Because Of You verärgert auf den Müll geworfen hat... "I´m a superstark in the making" singt Scott im Opener Superstar. Und man ist gewillt zu nicken und zu sagen: Ja, das hier ist die neue Show 'New Rock sucht den Superstar' und die Gewinner sind Saliva. Allerdings haben sie auch nicht mehr Seele und Authenzität als Alexander, Küblböck und ihre debilen Kumpanen...
Fazit:Saliva sind gesichtlos, anbiedernd und haben überhaupt nichts eigenes. Wer fetten Hochglanzrock sowie leicht verdauliche (aber auch leicht wieder vergessene) Melodien vom Reißbrett will, wird hiermit vielleicht glücklich. Ich nicht.
hast die komplette Platte zerissen(wo ich dir recht gebe), aber wieso dann noch 4 Punkte?
-------------- "Es ist die Emotion, die Leidenschaft, die uns antreibt. Das Spiel auf dem Rasen ist nur der Anlass, das Fundament. Die Gesänge aus tausenden Kehlen peitschen durch das rund, die Menschenmassen hüpfen heißblütig auf und ab, die Fans hüllen den Block in ein Fahnenmeer und der Pulk bringt das Stadion mit hallenden Schlachtrufen zum Beben - das ist der Moment, für den wir leben."