Endlich hat der Sommer Deutschland erreicht, gleichzeitig landet auch der Helikopter der Superhelden-Delegation von The Jai-Alai Savant auf dem Dach eines Wolkenkratzers irgendwo im Lande. Ein optimaler Zeitpunkt, der nicht besser hätte gewählt werden können. Sommerplatte, anyone?
Jai-Alai ist ein seltsamer, kaum bekannter Sport. Grob mit Squash vergleichbar, fordert die offiziell schnellste Ballsportart der Welt jährlich knapp drei Menschenleben. Eine Band, die sich als Fachidioten jener obskuren Randgruppensportart bezeichnet, will den Exotenbonus wohl schon im Vornherein für sich beanspruchen. Doch dem Wollen liegt hier glücklicherweise ein Können zugrunde: The Jai-Alai Savant sind tatsächlich ziemlich eigen. Und gut, noch dazu. Schon der schwergewichtige Frontmann Ralph Darden ist eindeutig eine Ausnahmeerscheinung: Als Schwarzer mit einer musikalischen Sozialisation im Hardcore-Underground von Philadelphia ohnehin zwangsläufig stets ein Exot gewesen, lässt er seiner Vorliebe für Comics nicht nur als Zeichner freien Lauf lässt, sondern schmückt das Debütalbum seiner Band mit einem thematischen Überbau, der sich, deutlich beeinflusst von den Strips eines Frank Miller, um einen manischen Superhelden im psychischen Delirium dreht. In cineastischer Hinsicht ein alter Hut, in der Musik hingegen ein geradezu unberührter Stoff, heben sich The Jai-Alai Savant auch hier angenehm von der üblichen Masse ab.
Unterstützt durch Sprachsamples aus diversen Filmen mit Superhelden-Bezug, hat das Trio die gute Seite der Macht auf seiner Seite. Kein Wunder also, dass man sich positiv und lebensfroh gibt: Nachdem im kurzen Bläser-Intro der Wohlfühlmuskel sanft entkrampft wurde, springt schon „Arcane Theories“ kopfüber in den hellen Euphorie-Teich. Die Zutaten zum erfrischenden Cocktail sind dabei keine unbekannten: Fröhliche, dynamische Rocksongs mit dezentem LoFi-Charakter und knackigem Hitpotential („When I Grow Up“ oder das schon von der „Thunderstatement“ -EP bekannte „Scarlett Johansson Why Don’t You Love Me?“) ziehen zunächst wie ein Magnet auf die Tanzfläche, bevor man sich mit entspannten, wohltemperierten Dub-, Ska- und Reggae-infizierten Schunklern in ein schattiges Plätzchen zurücktrollt („Murder Pon The Dancehall Pt. II“, „Sugar Free“). Gerade im letzten Albumdrittel wird den karibischen Einflüssen weitläufig Platz eingeräumt. Was dem Trio Vergleiche mit The Police eingebracht hat, die so auch nicht von der Hand zu weisen sind, für sich gesehen aber zu kurz greifen, bestehen die Gemeinsamkeiten doch eher in einem gemeinsamen, entspannt-positiven Grundtenor als in einer offensichtlichen musikalischen Deckungsgleichheit. Zwischen relaxtem Luftholen und rasantem Dampfablassen haben The Jai-Alai Savant ebenso viele Gemeinsamkeiten mit den Bad Brains oder The Clash in ihrer Spätphase.
Der Platz zwischen den Polen Rock, Post-Punk und Dub wird mit instrumentalen Interludes und Experimenten in Space Age-Ästhetik gefüllt: Das Meer aus Bläsern, das „The Low Frequent Sea“ in überlanger, progressiver Freiform über uns ausschüttet, erinnert mehr an Freejazz oder The Mars Volta im Reggae-Modus als an Sting, Copeland und Summers. “30’s In The Thousands” beginnt akustisch, bis sich hallige Drums und Dardens verzerrtes, aber selbst im verfremdeten Zustand noch ungemein freundliches, einladendes Organ hinzugesellen.
Mit dem Potential zu einer der vielfältigsten Konsensplatten 2007 haben The Jai-Alai Savant mit „Flight Of The Bass Delegate“ einiges richtig gemacht. Ein idealer, ständiger Begleiter für den jüngst erblühten Sommer.
Wertung:
-------------- this is a film that has no end fiction fights feelings absent as absurd as it sounds there´s more truth than you pretend