Stil: Experimental Punk, Klassik, Drum'n'Bass. Release: Februar 2006 Label: Major Label / SX Distribution Spieldauer: 05 Titel; 45:12 Minuten; Der CD-Version (Big House) liegt eine Video-CD bei.
"Punk ohne Gitarre", "Drum´n’Bass ohne Bass", "Techno ohne Technik", "Pop ohne Gesang“. Solche, bei der Recherche im Internet gesammelte, Statements sorgen wohl zunächst für reichlich Verwirrung, doch sind sie allesamt treffend genug um als Anfang dieser Rezension zu dienen. Bei Guts Pie Earshot handelt es sich nämlich um eine außergewöhnliche Band, die ohne Gesang und nur mit der Minimalbesetzung von Cello und Schlagzeug arbeitet. Eine Sängerin gab es in der Band, die zu Beginn der 90er eigentlich als “Punkband mit Cello“ anfing, auch mal. Doch nach derem Ausstieg 1997 schrumpfte die Combo bis auf das jetzt existierende Duo zusammen.
Natürlich ist Chapter Two Volume One, welches auf LP über das Jenaer Major Label und auf CD bei Big House erschienen ist, zunächst erst mal schwere Kost. Was einen in den 45 Minuten des Albums erwartet ist nicht ganz leicht zu beschreiben. Sphärische Klangexperimente, wechseln sich mit Hardcore- oder Drum’n’Bass-Passagen. Extreme wie Klassik, Punk und Techno werden bis an ihre Grenzen und oft darüber hinaus ausgelotet. Sehr viel scheint hier einfach durch Improvisation entstanden zu sein. So bilden sich dem Ohr immer wieder völlig fremde Klangcollagen.
Wenn sich vertrackte musikalische Gegensätze mit eingängigen Melodien paaren, kommen kuriose Ergebnisse heraus und dies ist hier fast durchgängig der Fall. Zeitweise ist es sehr anstrengend, oftmals aber auch genial. Hier sind ohne Zweifel großartige Musiker am Werk. Der Cellist spielt virtuos, der Drummer beeindruckt durch seine enorme Vielfalt und Kreativität. Nur selten wiederholen sich die Themen in den episch langen, manchmal 10minütigen Stücken. Ständig sind neue, ungewohnte Spielarten an den Instrumenten zu entdecken und das macht Chapter Two Volume One zu einer äußerst interessanten Angelegenheit.
Interessant schon, kurzweilig jedoch nur bedingt. Das neue Album von Guts Pie Earshot kann man nämlich mit Sicherheit nicht ständig hören. Wer allerdings Spaß an experimenteller Musik hat, dem wird das Duo mit der ungewohnten Instrumentierung mit Sicherheit einige Freude bereiten.