Wo soll man da bloß anfangen? M.I.A., was natürlich für "missing in action" steht und somit die Marschrichtung der Musik, der Attitüde und des ganzen Medientrubels recht treffend beschreibt, kann sich ja nicht gerade über wenig Aufmerksamkeit beschweren. Und es gibt so einigen Stuff zu erzählen, wovon sich dann auch jeder Schreiberling raussuchen kann, auf was er denn Gewicht legen möchte. Auf die aufregende, schwer tanzbare Musik, die unter dem Sammelbegriff Grime schon eine Weile ihr Unwesen in den Kulturmetropolen dieser Welt treibt und eigentlich nicht erst seit gestern nicht mehr als underground zu bezeichnen ist. Nämlich schon längst darüber hinausgewachsen ist, nicht zuletzt dank eben M.I.A. Auf den politischen Hintergrund der Platte, der zugleich der Hintergrund von Maya Arulpragasam (denn Maya Arulpragasam gleich M.I.A.) ist - ihr Vater ist in den in Sri Lanka tobenden Bürgerkrieg zwischen Tamilen und der Armee des Landes verwickelt. Oder diesen angeblichen Hintergrund zum Anlass zu nehmen, darüber zu räsonieren, inwieweit eine Clubplatte wie Arular eine ist politische Inhalte denn überhaupt transportieren kann. Ob es ok ist, ob es naiv und störend ist oder ob besagte Mrs. Arulpragasam claims wie get yourself an education! (angefangen schon im Banana Skit) platzieren kann, weil sie von dort stammt, wohlwissend aber dass das nur halb als Gag und halb als wahre Botschaft zu verstehen ist. Oder ob man nicht übereifrig am Thema vorbeischießt wenn man anfängt, das zu problematisieren. Aus was liesse sich sonst noch aufbauen? Auf Mayas niedlichem Akzent und der drolligen Sprache ("london calling / speak the slang now / boys say wha-gwan / girls say wha-what / slam galang galang galang"; Galang), auf ihrem Artwork, dass ihre Musik mit reproduzierten Panzern, Bomben und Maschinengewehren ergänzt (nebenbei hat sie vor Jahren auch schon für Elasticas zweite Platte ihren Beitrag geleistet) oder den ganzen Insiderkram, der sich um das schon längst vor Release ins Netz durchgesickerte Album und das bereits letztes Jahr für Furore sorgende Mixtape Piracy Funds Terrorism, zusammengebastelt mit DJ Diplo, dreht? Egal was, darüber darf eins nicht in den Hintergrund gedrängt werden: Arular ist gut. Verdammt gut. Und eigentlich rocken alle Songs auf ihre eigene, durchgedrehte und aggressive Weise. Allmusic.com sortiert das unter "Girls Night Out" und "Street-Smart" ein. Herrlich.