Stil: Indie mit psychadelic Touch Label: Stickman Records Release: 30.09.2002 Spieldauer: 10 Songs, 52 Minuten Highlights: Neverland, This otherness, The mirror and the lie, Serpentine
Es gibt sie also doch noch, die Band auf die man sich verlassen kann: Motorpsycho! Nur ein Jahr nach ihrem vermeintlich „schlechtesten Album“ (dem ich bereits vor einem Jahr an dieser Stelle zu wiedersprechen versuchte), kommen sie nun also wieder um den Kritikern die lange Nase zu zeigen, denn auch hier ist es wie bei jedem Motorpsycho Album, keines klingt wie der direkte Vorgänger. Aber Moment, hieß es nicht früher einmal „jedes Album eine komplette Neuerfindung ihrerselbst“? Richtig, genau das ist der springende Punkt. Keine Band, egal wie kreativ sie nun auch sein mag, kann dies auf Dauer durchhalten und so schwebt „It’s a love cult“ zwischen „Trust us“ und „Let them eat cake“, was jedoch keinesfalls negativ zu bewerten ist! Denn selbst die allergrößten Werke sind zumeist lediglich perfektionierte Kopien ihrer Vorgänger.
Mit der bei Motorpsycho traditionellen scheinbaren Uneingängigkeit ist auch dieses Werk bestückt, erst nach einigen Hördurchgängen setzen sich die Songs im Ohre fest, dafür jedoch (ebenso traditionell) um so stärker... So mancher Geniestreich findet sich auf „It’s a love cult“ ein, wie beispielsweise ein „Caroussel“ sich nach ca. 4 Minuten Monotonität noch öffnet, um nach nur einer Minute wieder in genau diese zu verfallen und zu enden, ein Traum! Besonders möchte ich in diesem Punkt auch auf das folgende „What if...“ eingehen. Ein Schwachpunkt, so scheint es in den ersten Augenblicken durch unspektakulär agierende Gitarre und Gebs zu verhaltener Stimme, wird durch die genialen Bläsereinsätze noch vollkommen aus der Versenkung empor gehoben und lässt es zu einem kleinen Fest werden. Motorpsycho scheinen ein Händchen für solch genialen Akte zu haben! Der schönste Augenblick der Platte ist für mich jedoch, wenn die kurze Pause im traumhaften „The mirror and the lie“ einsetzt, ein kleiner spaciger Moment eintritt und das Stück durch zwei Querflöten gen „Serpentine“ getragen wird. Wenn dieses dann mit Snahs wundervollen Stimme mit der Zeile „Reeling offbeat on the all time high“ einsetzt, kann alles um mich herum geschehen, dass Lächeln über beide Ohren ist mir in diesem Augenblick nicht zu nehmen. „Die Stellen um die es geht!“ wie es Thees Uhlmann nun beschreiben würde, recht hat er und recht haben Motorpsycho, göttliche Melodie – mein persönlicher Song des Jahres! Mit solch herzzerreißenden Momenten haben Motorpsycho mit „It’s a love cult“ wieder einmal die Dauerkarte in meinem Player gelöst: Call me Psychonaut!
Das Album ist in sich sehr unterschiedlich, klingen sie in „Neverland“ durch die Orgellastigkeit noch wie direkt aus den Siebzigern importiert, umschmeicheln sie einen mit einem „This otherness“ mit der tiefsten Ruhe Norwegens. Versprühen sie in „Serpentine“ noch feinsten Popappeal, lassen sie in „Custers last stand (one more demon)“ den Rockdämon aufleben. Großgeschriebene Vielseitigkeit ohne Fehlgriffe, das haben Motorpsycho sich seit eh und je auf ihre Flagge geschrieben. Haben wir hier etwa die perfekteste Band seit den Beatles vor uns, oder ums treffender zu beschreiben, in unseren Gehörgängen?
MOTORPSYCHO – IT’S A LOVE CULT
