Am 9. Juli 2006 standen sich im Berliner Olympiastadion die Fußballgroßnationen Italien und Frankreich gegenüber, ein Elfmetertor von Zinedine Zidane in der siebten Minute brachte die Équipe Tricolore früh in Position. Im kollektiven Gedächtnis aber bleibt Zidanes Patzer kurz vor Schluss; er streckt seinen italienischen Gegenspieler Marco Materazzi per Kopfstoß zu Boden, nachdem dieser ihn schwer provoziert hatte. Trotz all dem wird Zizou zum Spieler des Turniers gewählt (wohl darum, weil die meisten der wahlberechtigten Medienvertreter ihre Stimme schon vor besagter Aktion abgegeben hatten). Für viele einer der besten Spieler aller Zeiten, erscheint bereits jetzt kurz nach Ende seiner Karriere ein Film, der zumindest einen kurzen Ausschnitt aus dem Berufsalltag des Franzosen zeigt. Mit erheblichem technischen Aufwand nehmen eine ganze Reihe von Kameras den Meister während einem spanischen Ligaspiel über die gesamten 90 Minuten ins Visier und zeichnen somit alles auf, was das Wesen des Mannes auf dem Feld ausmacht.
Im Gegensatz zu etwa Sönke Wortmanns Deutschland. Ein Sommermärchen darf das dann auch mal etwas differenzierter aussehen und weniger den matten Duft von Männerfreundschaften und ballernden Schunkelritualen versprühen - da der Film in deutschen Kinos (wohl) nicht zu sehen ist / war (während er in englischen aber lief), lässt sich das wenigstens vermuten, sieht man sich den Soundtrack mal näher an. Der ist nicht von Naidoo oder den Sportfreunden, er ist von Mogwai. Das lässt schon so manche Schlüsse auf dieses Dokupic zu. Einmal dass Fußball ein Sport für Einzelgänger ist, dass es um Willenstärke geht, auch mal um die Ernsthaftigkeit auf dem Grün. Wer Mogwai kennt, kann sich lebhaft vorstellen und durch diese zehn Songs auch nochmal vergegenwärtigen, wie es da unten manchmal zugehen kann; dass einem eben ab und zu der Kopf so laut dröhnt, dass die Ansagen des Trainers aus dem Aus nicht zu verstehen sind; dass manchmal alle Lichter an- resp. ausgehen. Vielleicht gibt es keine Musik, die sich dazu besser eignet als die der Schotten. Sie ist Score und Trommelwirbel, epische Encore und fatalistische Totenmusik zugleich. Die typisch flirrenden Gitarren, die sinistren Akustikmelodien, die ansetzen, als würden sie zum finalen Schlag in die Magengegend ausholen, all das ist wie gewohnt drin in der Musik Mogwais. Sie scheint Zidanes glorreiche Vergangenheit genauso zu berücksichtigen wie sein tragisches Ende, sie zeigt was das für ein Sport ist: ein Sport voller Härte und Schönheit, die nicht bei einem Foul oder Tor endet.
Manchmal ist da eben mehr. Sport kann nicht immer Spaß machen.
Mogwai - Zidane: A 21st Century Portrait OST
