Arrive & Escape hieß das letzte Album der Süddeutschen, und es war toll. Ein kleiner Indieklassiker mit Hits und Charakter. Nur leider haben sie sich den Titel ihres tollen Albums ein bisschen zu wörtlich zu Herzen genommen. Da sind sie aufgetaucht, haben mit Charme und Rockappeal in sich verliebt gemacht, und schon hauen sie wieder ab. Wenn auch nicht so ganz freiwillig, aber das ist eine Flucht ja nur selten. Geplant war nämlich der nächste Schritt – den Rückwind vom letzten Album nutzen und gleich in die Räume eines liquiden Majorlabels stürmen. Eine Nummer zu groß, wie sich herausstellen sollte, und Gun Records ließ den angedachten Vertrag im letzten Moment platzen. Das alte Label nahm den verlorenen Sohn aber wieder in die vertrauten Arme und so kommt es doch noch zum selbstbetitelten Happy End-Album. So ganz hätte man sich dieses aber auch wirklich nicht neben Ooomph und den Guano Apes vorstellen können. Es ist viel zu rau, viel zu verfrickelt, viel zu weit in bierseeliger Rockschrammligkeit platziert. Darin aber leider nicht so überzeugend wie das letzte Album. Es fehlt, verständlicherweise bei der Zwischengeschichte, die Leichtigkeit und das Aus-dem-Ärmel-schütteln der tollen Songs; die verspielte Kindlichkeit des Auftretens. Ein gutes Album ist es dennoch geworden, mit vielen Referenzen an die Mitte der neunziger, als sich die Band ja auch gegründet hat, wie zum Beispiel Quicksand und Emorock dieser Kragenweite, und stimmlich gesehen mit einigen auch schon oft zitierten quietschigen Ähnlichkeiten zum Stimmorgang vom Talent Billy. Was sie immer noch haben ist Charakter, was ihnen fehlt sind Hits. Nicht die Vorrausetzungen für ein Major-Debüt, im Guten wie im Schlechten.
-------------- The artist formerly known as Ulrich.
1. True 2. Set Out For Life 3. In My Memories 4. Meanwhile 5. Scraps & Fragments 6. Break Out 7. Whatever It Stands For 8. Black Into Red 9. Who Needs Thinking 10. Sundown 11. Waiting For You
-------------- The artist formerly known as Ulrich.