Stil: Punkrock Tour Dokumentation Release: 13. März 2009 Label: Fat Wreck Chords Spieldauer: ca. 5:30 Stunden Mutlimedia: >> DVD-Trailer // >> Website // >> MySpace
Muss zu NOFX eigentlich noch irgendetwas gesagt werden? Die größte Independent Punkband der Welt ist seit über 25 Jahren unterwegs, hat ohne MTV oder sonstige Promotion über 6 Millionen Platten verkauft und spielt fast jede Show vor ausverkauftem Haus. Dass sich im Laufe der Jahre bei den üblichen Konzertreisen durch Nordamerika, Europa und Australien eine gewisse Routine einspielt, dürfte selbst bei einer Chaos-Truppe wie NOFX unvermeidlich sein. Logisch also, dass etwas Neues ausprobiert werden musste. Wie wäre es zum Beispiel mit Konzerten in Peru, Taiwan oder Jakarta? Gesagt, getan: Fat Mike, El Hefe, Smelly und Eric Melvin sind zwischen 2006 und 2007 für mehrere Monate durch Südamerika, Asien, Israel, Russland und Südafrika gereist. Herausgekommen ist dabei die anstrengendste, chaotischste, lustigste, aber auch finanziell wohl desaströseste Tour der Bandgeschichte – gefilmt und geschnitten in acht Episoden für eine TV Dokumentation, die man kennt ja schließlich NOFX, natürlich nie im Fernsehen zu sehen war. Das Besondere an der Doku ist neben der äußerst professionellen Produktion und der Länge von knapp drei Stunden vor allen Dingen, dass nicht unbedingt die Musik im Vordergrund steht, sondern der Fokus vielmehr ganz auf den besuchten Ländern und dem jeweiligen Verhalten von Band, Crew, Publikum und Promotoren liegt. Das macht Backstage Passport nicht nur für Fans interessant, sondern im Prinzip wirklich für jeden TV-Zuschauer.
Wenn Fat Mike in Peru mit einem Akustik-Gig vorm Hotel mehrere hundert Fans glücklich macht, die nach einem abgesagtem Konzert die ganze Nacht enttäuscht auf der Straße gewartet haben, bekommt man auch vor dem Fernseher noch eine Gänsehaut. Genauso schön kann man sich mit der Band über Konzertveranstalter ärgern, die keine Genehmigungen eingeholt, den Club nicht gebucht oder die PA einfach nicht bezahlt haben. Dass die Jungs in einigen Fällen gewaltig draufzahlen, in Bali ihre eigene Show innerhalb weniger Stunden selbst organisieren und promoten mussten (es kamen trotzdem über tausend Leute!) oder wie in Peru und Kolumbien gar nicht auftreten konnten, hat wohl nicht nur für die Band neuen Erfahrungswert. Doch auch der Spaß kommt auf Backstage Passport naturgemäß nicht zu kurz. NOFX beim Drogenkonsum in Singapur, NOFX beim Schwimmen im Toten Meer, NOFX beim Zugfahren durch Russland (inklusive einer der eindrucksvollsten Alkohol-Eskapaden die jemals im TV zu sehen war), NOFX beim Spielen mit schwarzen Kindern in Südafrika (“Should we teach them sing Kill All The White Man?“), NOFX beim Besuch eines japanischen S/M-Studios. Und wer glaubt NOFX könnten niemals ernst bleiben, der hat noch nicht gesehen, wie Fat Mike echte Tränen verdrückt, als er am dritten Geburtstag seiner Tochter in Jerusalem ein Konzert spielen muss und die Kleine den ganzen Tag über am Telefon nicht zu erreichen ist.
Backstage Passport macht die Party-Band irgendwie menschlicher, weil man in der Doku wirkliche Liebe zum Detail spürt und, so blöd es sich anhört, immer ganz nah dran ist. Hinzu kommt noch eine Bonus-DVD mit weiteren zwei Stunden Extra-Material, sowie ein Booklet mit Bildern, Setlists und Flyern. Die schiere Masse erschlägt schon fast, doch nach drei NOFX-Abenden innerhalb einer Woche - einer alleine (zwei Gläser Wein), einer mit den Kumpels (Unmengen Bier) und einer mit der Freundin (verkatert) - kann ich sagen: dies ist die beste Musik-DVD, die ich je gesehen habe.
NOFX - BACKSTAGE PASSPORT DVD Disc 1: Episode 01: Brazile, Chile Episode 02: Argentina, Ecuador, Peru Episode 03: Japan Episode 04: Malaysia, South Korea, Taiwan, China Episode 05: Indonesia Episode 06: Israel Episode 07: Russia Episode 08: South Africa ca. 3 Stunden
Disc 2: Tons of bonus footage for each episode ca. 2 Stunden
Ich sollte die DVD nochmal anschauen. Beim erstenmal lief die so im Hintergrund und ich war jetzt nicht so begeistert. Ein bisschen zuviel Jackass, zuwenig Punkrockmusik.