Nach der durchschnittlichen EP von vor zwei Jahren treten One Fine Day dieser Tage mit ihrem Debüt-Full-Length auf die Bühne der Aufmerksamkeit und ist genau wie ihre EP, nur um einiges dicker produziert und um einiges professioneller angegangen. Der schon vom aktuellen Visions-Sampler bekannte Opener Roll The Dice ist erst mal ein Emopunkhit wie er in deutschen Landen irgendwie schon seines gleichen sucht. Hier stimmt einfach alles, was mich schon fragen lässt, ob der überhaupt aus der Feder der Band selbst stammt. Nach dem vielversprechenden, in Emocoregefilde abdriftenden Anfang geht es noch zwölfmal zwischen Emo, Punk und Alternativerock zu, manchmal besser manchmal schlechter, immer unbedeutend und vorhersehbar. Hin und wieder ertönt ein Riff, das fast an Aerosmith erinnert (etwa bei Sticks & Stones), doch meist bleibt es bei Amipunkriffs. Die nölige Stimme nervt nicht mehr so sehr wie bei der EP, aber ist immer noch weit von Charakterstark entfernt. Zwar wissen One Fine Day verdammt gut, wie man einprägsame und poppige Songs schreibt, aber was ist das heute schon noch wert? Diese Band ist amerikanischer als es jede South-California Surfpunkband je sein könnte und verliert so jeden eigenen Wert. Am Ende verlieren One Fine Day aber die meisten Sympathiepunkte, die sie vorher bei mir gesammelt haben als ich noch dachte, das sie ihre Musik nicht so ernst nehmen und ich das deswegen auch nicht machen sollte. Doch Living For Yesterday ist eine solch beschissene Emoklischeekeule, dass es nicht mehr schlimmer geht, die gesteuert auf die Tränendrüse drücken soll und es einfach nicht schafft. Der omnipräsente Phatos ist sowieso nach einigen Hördurchgängen unaushaltbar und wenn One Fine Day im Abschlussong mal urkomisch werden und sagen „Punkrock sucks“, dann möchte ich ihnen sagen: euer Punkrock ganz bestimmt. Fazit: Zweischneidiges Album, dem man anhört, dass er aus der Plattensammlung und dem Kalkül und nicht aus dem Herzen kommt.
-------------- The artist formerly known as Ulrich.