Le Tigre. This Island. Ja, da darf man eigentlich nicht so hart sein. Emanzipation ist auch mein anliegen. Und gerne setze ich mich für die Freiheit von Butchlesben ein. Weiß man ja. Peace in the World of Gender! Aber es geht ja nicht um die Band, ihre momentane Richtung oder sonst was, sondern um das neue Album. Zweieinhalb Jahre wurden genutzt um sich mit Samplern und Computerkrams zu beschäftigen, das Label und die Mitglieder zu wechseln und ab und an zu treffen um ein neues Stück aus den Fragmenten der neuen Hardwareerkenntnisse zusammenzuschustern. Seltsam eigentlich. Ich habe mir da ja eine dreier WG vorgestellt die den ganzen tag Chaos verbreitet. Leider ist das alles gar nicht chaotisch. Oder laut. Vermutlich ist das genauso ernüchternd wie wenn man sich ein paar tage bei einer der Chicks on Speed einnisten würde. Das Ergebnis klingt wesentlich weniger rough als die vorherigen Ergüsse, und noch viel weniger rough als das was von den Bühnen auf denen sie herumhüpfen schallt. Das mag manche freuen, nimmt jedoch wie ich finde viel von dem was es eigentlich darstellen soll(te). Ist vielleicht so wenn man jetzt auch mal andere ansprechen will als FeministInnen. Apropos. Word markiert mir das -Innen als Fehler. Vielleicht hätte es ja schon geholfen das ganze noch einmal durch ein Mikro aufzunehmen. Komplett im Computer generierte Samples und derart direkter Gesang lässt sich schwer als politische Botschaft ernstnehmen. Und vernichtet in diesem Fall auch viel der Energie.
Fazit: Feministischer, von mir aus auch elektronischer, Punk hört anders an. Was sie eigentlich viel besser können. Nichtsdestotrotz kann man dem Album Charme abgewinnen, schon wegen dem im so excited Cover sollte man es sich einmal anhören.
-------------- Some people never go crazy. What truly horrible lives they must lead.
ich weiß gar nicht wie sich feministischer punk anhören soll. mit rrrot girls haben le tigre doch noch nie was zu tun gehabt oder irre ich mich da? jedenfalls eine weithin überschätzte band meiner meinung nach.
-------------- The artist formerly known as Ulrich.
Le Tigre 2004. Feministische Speerspitze im Popwunderland. Indie, politisch, queer? Eins vorweg - auf die feministischen Aussagen, die textliche und musikalische Transportierung und Ausarbeitung / Codifizierung der Themen, denen Le Tigre sich gewissermaßen verschrieben, für die das Trio hinlänglich bekannt ist, und was aus letztendlich aus ihnen geworden ist, gehe ich nicht ein. Sicher schon breit genug ist das in den bekannten Medien durchgearbeitet worden (ohne das negativ zu bewerten) - ich habe dazu nichts zu sagen. Böse, wer dies Statement nun gegen mich verwendet. Was bleibt denn dann noch? Ich gebs zu: ohne vorher ausführlich über Le Tigre bescheid gewusst zu haben, ohne den vielleicht hinderlichen musikalischen und vielmehr mit Idealen beladenen Überbau ihrer Geschichte zu kennen bin ich an die jüngste Veröffentlichung rangegangen, habe reingehört - und war sofort begeistert. Soviel doch noch: der Wechsel zum Major Universal nach Abriss des alten Indielabels Mr. Lady drückt sich selbstverständlich in einem aufgefrischten, neuen Sound aus. Die Produktion ist satt (Pro-Tools ahoi) und rockt ganz schön. Ich kann mir nicht helfen, aber bei dem typischen glockenhellen Punkgeshoute auf "Seconds" muss ich breit grinsen. Nicht anders gehst es mir, wenn Kathleen Hanna ihr imaginäres Gegenüber (den Zuhörer?) mit den Zeilen "Splash some water on your little face cuz / You're a mess, you're a mess, you're a mess!" anspringt und dabei vor positivity fast platzt. "This Island" macht einfach einen Höllenspaß, und wer nicht erkennen mag, daß der gleichnamige Titeltrack oder auch das fantastische Pointer-Sisters-Cover noch mehr als ein Leben retten werden, ist schon lange tot. Mal von "New Kicks" abgesehen, daß auf gewiss stilsichere Weise die weltpolitische Situation unser traurigen Welt hat auch nicht zum Besseren wenden können, mich aber musikalisch einfach nicht erreicht (was man für sich selbst natürlich sehr anders sehen kann), gibt sich das Trio keine Blöße.
"And if you ask us why we're laughing we'll say / It doesn't matter to you / All you need to know is we love to see the crowd move"