Nehmen wir es vorweg: ja, The Junior Varsity sind genauso, wie jeder bei den Namen “Victory” und “Emopop” denken mag. Wirklich genauso. Harmlos as harmlos can be. Es gibt schöne Zucker-Melodien, es gibt feine Hooklines, es gibt clevere Texte. Jeder bekommt was er will. Das ist wie wenn man früher zum Kiosk gegangen ist und sich in die Süßigkeitentüte nur die weißen Schaumstoffmäuse bestellt hat. Keine Überraschungen, dafür für ein paar Minuten ein bisschen unverbindlichen und harmlosen Spaß. Nichts, dass so was irgendeinen Hunger stillen könnte, sondern nur ein klein bisschen Süße für die Dauer des Zersetzungsprozesses, und der ist nicht lang. Musikalisch könnte Wide Eyed dabei sogar einigermaßen gut sein: die Gitarren fabrizieren schöne Klänge und es wird gepaart mit Synthie-Sounds, die in den wenigen instrumentalen Parts sogar eine tolle Atmosphäre aufbauen können. Wenn die Platte nicht so herrlich überproduziert wäre, dann käme diese Atmosphäre vielleicht gar an die von Elliott heran. Jetzt ist das Ganze aber nun mal schrecklich überproduziert und alle Hoffnungen auf das, was sie sein könnte, damit hinfällig. Alles sitzt, alles ist glatt. Wie die Spezialeffekte eines neuen Hollywood-Blockbusters – das kann einfach niemanden mehr vom Hocker hauen, wenn man eine Computeranimierte Eidechse lustwandeln sieht, oder? Nur musikalisch betrachtet ist es aber wie gesagt sogar recht gut, mit vielen Musikgewordenen Höhepunkten wie die tollen sphärischen Gitarren bei If It Hurts You – nur dann kommt wieder diese „ich habe ja solchen Liiiiiiiebeskummer“-Stimme, die dich einfach nie in Ruhe lässt und mich sofort zu meinem Plattenregal rennen lässt um eine Zappa-Platte aufzulegen weil ich mich nach Ecken und Kanten sehne. Man seufzt beim Hören von The Junior Varsity und man wird melancholisch. Nicht aufgrund der melancholischen Zuckermelodien und dem seufzenden Gesang, sondern weil man sich zurücksehnt in die Zeiten, als Emo noch kein Schimpfwort und Rockmusik noch mit Dingen wie „Echtheit“ verbunden war. Und heute, da gibt es Bands wie The Junior Varsity, die irgendwie auf ihre Art alle gut sind in dem was sie machen und Songs schreiben können (When We Meet Aliens wäre vor einigen Jahren ein solch toller Song gewesen) und clevere Songtexte. Man kann sie nicht beschimpfen weil sie zu gut und zu nett sind und man kann sie aus dem gleichen Grund nicht loben. Schaumstoffmäuse für Schaumstoffmusikhörer.
-------------- The artist formerly known as Ulrich.
THE JUNIOR VARSITY – WIDE EYED
