Am Ende bleibt Ernüchterung: Offen gesagt ist Ben Kaans Debütplatte eine Ansammlung von Geschichten, deren Unterhaltungswert schon vom autobiographischen Teil des beiliegenden Promozettels übertroffen wird.
Das junge Berliner Label Lamm Records versteht sich als Plattform für Singer/Songwriter-Kram jeglicher Couleur. Labelbetreiber/Cosmic Casino-Frontmann Rich Goerlich und sein Partner Uli Kuppel konnten bisher erste Erfahrungen mit den Veröffentlichungen der Alben von Spookey Ruben und Damien Dempsey machen, zwei alten Hasen des Storytelling. Nun allerdings ist Frischfleisch am Start: Ben Kaan ist ein 22-jähriger Songwriter aus Augsburg, “Zuhause Wohnen“ sein Debüt. Und auch wenn er seiner Platte den Untertitel „The Extrovert Album“ verpasst hat, ist doch auch sie eine der leisen Töne.
Für sein Alter präsentiert sich Kaan als ganz schön nachdenklicher Typ. Einer vom träumerischen Menschenschlag, der vermutlich mit melancholischem Blick stundenlang über längst geschehenes grübeln kann. Sein reduzierter Singer/Songwriter-Pop kommt sanft und sacht daher, warm und einlullend. Oft sind die Zutaten seiner Songs auf seine Stimme und eine akustische Gitarre reduziert, als Gäste treten jedoch auch Mundharmonika, Piano, Synthies, Glockenspiel, Bläser und – seltener – ein dezentes Schlagzeug auf den Plan.
Das Problem dabei: die Musik - und um die geht es hier bei aller Wichtigkeit der Texte doch vorwiegend - ist wahrlich nichts Besonderes, sondern regt dauerhaft zum gepflegten Ausflug ins selige Schlummerland ein. Kaan ist weder ein großer Sänger noch ein Songwriter von Format. Man merkt, dass er seinen Texten große Bedeutung zumisst – mehr wohl als der Musik, die lediglich als Transportmitel für seine zwischen philosophischer Reflexion und privater Selbstbetrachtung schwankende Lyrik dienen soll. Dumm nur, dass auch diese selten berührt und in ihrer hochgestochenen, bedeutungsschwangeren Abstraktion doch selten mehr bleibt als eine Ansammlung hölzerner, kitschiger Metaphern, deren Bedeutung sich wohl nur dem Autoren selbst erschließt und die dem gemeinen Hörer als Anhäufung seltsam leerer Allgemeinplätze erscheinen dürfte.
Ben Kaan will ein moderner Poet sein, allein: es fehlt ihm das Handwerkszeug. Seine Geschichten, wenn man ihre Bedeutung denn erfassen mag, berühren nicht – ein Todesurteil für jeden Storyteller. So verkommt seine Musik schnell zur unauffälligen Hintergrundbeschallung.
Wertung:
-------------- this is a film that has no end fiction fights feelings absent as absurd as it sounds there´s more truth than you pretend