Fünf Leipziger zeigen uns auf ihrem Erstlingswerk, wie schwermütig Postrock klingen kann. Für zartbesaitete Naturen ist das nichts, für Liebhaber instrumentaler Kopfmusik indes allemal.
Ursprünglich gegründet als Gitarren meets Elektronik-Duo im Jahr 2004, entwuchs die Leipziger Band Iona schnell dem Projektdasein und schwoll zum Quintett an, das sich seitdem voll und ganz dem eigenen Entwurf von instrumentalem Postrock mit dezenten elektronischen Einwürfen verschreibt – nachzuhören nun auf dem in nur drei Tagen aufgenommenen Debüt “A Noise“.
Als Anhaltspunkte bieten sich die üblichen Verdächtigen an: Mogwai etwa oder die Avantgardisten-Clique des kanadischen Constellation-Labels. Doch sollte man Iona nicht als bloßen Abklatsch betrachten, dafür klingt die Band schon auf ihrem Debüt zu eigen. Denn: “A Noise“ ist eine verdammt traurige Platte. Auch ohne begleitende Worte wird hier stellenweise ein so hohes Geschütz in Sachen Melancholie aufgefahren, dass es unbedarfteren Menschen schnell Angst und Bange werden dürfte.
Der Opener “0/2/9“ etwa bannt so gekonnt die Essenz depressiver Traurigkeit aufs Band, dass man ihn schwermütigen Menschen ohne Rezept eigentlich gar nicht zur Anhörung verabreichen dürfte - um Schlimmeres zu verhindern, versteht sich. Explosions In The Sky meets Codeine, wenn man so will. “21st Century Mice“ lässt dann in traumwandlerischer Manier federleichte Gitarren repetitiv und spielerisch in einer Luftblase durch den Raum schweben, so dass Sigur Ros nur einen Steinwurf entfernt engelsgleich am Horizont aufzutauchen scheinen. Plötzlich allerdings platzt das Luftschloss, die Gitarren nehmen im Freiflug immer mehr an Fahrt auf und entwickeln eine Form tanzbarer, fiebriger Hypnose. Anschließend leiten Piano und halliges Schlagzeug mit “Swear You Don’t Mean It“ eine weitere Episode melancholischer Tristesse ein, bevor man in “Lullaby For The Sleepwalking“ endgültig in rastlose Trance verfällt.
Zwischendurch werden dann für nicht einmal zwei Minuten in “Whisper“ doch nochmal die alten Rockgitarren als Special Guests auf die Bühne geladen. Zur Verleihung des Lifetime Achievement-Awards etwa? Nun, jedenfalls der alten Verbundenheit wegen, vermutlich mehr aus Dankbarkeit als aus Notwendigkeit. Ein Flüstern ist das tatsächlich, nicht mehr. Ein Abschied. Ganz sicher nur ein kleines Störfeuer. Denn dann setzt im tollen, fernöstlich angehauchten Höhepunkt “There Are Lights“ neben einem Piano vor allem ein ganz und gar nicht rockiges Glockenspiel lichterne Farbtupfer, dass es eine zarte Pracht ist. Der abschließende Titeltrack entlässt uns dann als Klangcollage aus Alltagsgeräuschen und wunderbar warmen Gitarrenläufen, die schließlich in unterschwelligen und lautstark krachigen Störgeräuschen münden. “A Noise“ eben.
Wie so viele Platten dieser Art kommt auch “A Noise“ nicht ganz ohne Längen aus, doch halten sich diese – gerade für ein Erstwerk - in angenehm überschaubarem Rahmen. An die großen Namen des Genres reichen Iona noch nicht heran, ein guter Anfang ist aber gemacht. Nicht nur für die Band, sondern auch für das bandeigene Label Warm Milk Records, das es sich zum unbedingt unterstützenswerten Anliegen gemacht hat, mit experimenteller Musik abseits des Mainstreams musikalische Grenzmauern einzureißen. Ein Unterfangen, dessen Auftakt als gelungen bezeichnet werden muss und auf dessen Folgetaten man gespannt sein darf.
Wertung:
-------------- this is a film that has no end fiction fights feelings absent as absurd as it sounds there´s more truth than you pretend