Stiltskin waren 1994 die erste Band, die ich direkt über das Medium Werbeclip wahrgenommen habe. Ein wirklich wirkungsvoller Werbeclip, mit diesem schwarz-weißen See, wollte ich doch mit meinen zehn Lenzen fortan auch unbedingt Levi’s Jeans tragen und mit den älteren Zigaretten rauchen, cool sein. Große Schuld daran trug sicher dieser Song von Stiltskin, Inside, ein nach wie vor guter Grunge-Rocker mit dem besonderen Etwas. Dieser Song sorgte für schwarze Zahlen, auf den Konten der Jeans-Erfinder und auf denen jener Band. Besonders Sänger Ray Wilson wurde viel Aufmerksamkeit zugeschanzt, Grungerock hatte schließlich gerade mit dem Tod Cobains den Höhepunkt der gesellschaftlichen Aufmerksamkeit erfahren. Als Konsequenz wurde Ray Wilson eingeladen, neuer Sänger bei keinen anderen als Genesis zu werden und geblendet von dem unfassbaren Erfolg wurde er es auch. Für eine einzige Platte, dann wurde er am Hosenboden seiner Levi’s gepackt und wieder aus der Band geworfen. Eine klassische Geschichte vom kometenhaften Aufstieg und genauso schnellem freien Fall. Lange Jahre hat es gedauert, Jahre in denen er mit mäßigem Erfolg als Solokünstler stets seiner Passion nachging, bis er letztes Jahr wieder zurück zu den Wurzeln ging und Stiltskin wieder aus der Asche erhob. Mit neuen Mitgliedern freilich, aber eben auch mit den alten und neuen Songs. Und das letztjährige Album She konnte schon erstaunlich viel. Als Bindeglied zwischen denn einzelnen Stationen erscheint nun Live. Die, unschwer zu erraten, Aufnahme eines Konzerts ist eine gelungene Sache für Freunde von Wilson und Stiltskin geworden. Das Whiskey-sonore Stimmorgan trägt die Songs, die in besten Momenten Lieder a la Inside sind, in den schlechteren auch schon mal gefälliger Radiogrunge zwischen Nickelback und 3 Doors Down. Es gibt Lieder aus allen Schaffensperioden von Wilson, mit Ausnahme der kurzen Zeit bei Gensis, und am Ende natürlich auch das Lied auf das alle warten. Mit gutem Sound und langer Spielzeit ausgestattet freut man sich schon, dass sie wieder da sind. Man möchte viel Erfolg wünschen, nur bitte nicht zuviel davon, diesmal.
-------------- The artist formerly known as Ulrich.