„I can walk, but i will crawl there, i will crawl there“
…und dann betreten sie unter euphorischem Jubel endlich die Bühne! Ein ruhiges Intro durchflutet die überfüllte Matrix in Bochum und im Mittelpunkt steht zunächst das überdimensionale blau-weiß angestrahlte Herz mit dem Totenschädel, als das Alkaline Trio seine Plätze einnimmt. Matt Skiba, Dan Andriano und Derek Grant sind da. Als sie ihre Instrumente zur Hand nehmen, ist die Anspannung in der Halle mit Händen zu greifen…
Bei den ersten Tönen zerreißt es mir dann fast die Ohren, so laut dröhnt der Sound aus den Boxen. Auch Matt Skibas Gesang ist zunächst kaum zu verstehen, doch irgendwann erklingt „Send us back to hell“ aus dem Brei. „We’ve had our fill of heaven“ schallt es aus sofort aus über hundert Kehlen zurück und schon sind vor der Bühne sämtliche Arme in der Luft. Der Sound wird deutlich besser und ohne Übergang geht es weiter mit dem druckvollen „We’ve Had Enough“. Ein Jubelsturm durchflutet die Matrix und schon jetzt hat das Alkaline Trio die Menge in der Hand. Vor der Bühne herrscht Ausnahmezustand und das wird sich auch in den kommenden 1 ½ Stunden nicht mehr ändern. Ständig sind Zeigefinger und Fäuste in der Luft, wann immer Matt oder Dan ein paar Zeilen aus ihren Songs auslassen steht das Publikum stimmgewaltig bereit um auszuhelfen. Die Zuschauer-Chöre bei den neuen und unglaublich eingängigen Stücken „Mercy Me“ und “Burn“ sind überwältigend und zaubern dem verdutzten Matt Skiba ein strahlendes Lächeln ins Gesicht.
Strahlend ist an diesem Abend vielleicht auch der passende Ausdruck für die Erscheinung des von vielen Fans so unglaublich vergötterten Mr. Skiba. Stark geschminkt und gekleidet in einen schwarzen Anzug mit roter Armbinde, roter Krawatte und schwarzem Hut erinnert er an eine Mischung aus Freddy Krüger und Michael Jackson. Ganz so abgehoben, wie letzterer ist er allerdings natürlich noch lange nicht, sondern präsentiert sich während der Show als lockerer Entertainer, kommuniziert mit dem Publikum oder macht kleine Scherze. Als beispielsweise Dans Bass während “100 Stories“ den Geist aufgibt lacht Skiba, sagt: „Fuck, we’re not the Rolling Stones“ und spielt einfach genau an der Stelle weiter, an der eben unterbrochen wurde. Auch von angeblichen Stimmbandproblemen ist absolut nichts zu merken. Im Gegenteil würde ich sogar soweit gehen zu behaupten, dass er gesanglich mittlerweile fast an die Studio-Versionen seiner Songs kommt.
Dan Andriano gibt den ruhigen Gegenpol zu Matt Skiba und spielt seine Songs abgeklärt und ohne große Show. Wieviel ihm an seiner Musik liegt, ist jedoch mehrfach sehen, wenn er versucht all seine Gefühle in den Songs rüberzubringen. Sehr schön zu beobachten beim wunderschönen „Settle For Satin“ oder dem völlig unerwarteten “I Lied My Face Off“, das er teilweise mit komplett geschlossenen Augen spielt.
Überhaupt besteht das Set aus einer wunderbaren Mischung aus allen Schaffensphasen dieser großartigen Band. Lediglich die „From Here To Infirmary“-Platte ist mit “Private Eye“ als einzigem Song etwas unterrepräsentiert, aber dafür gibt es dann eben Songs wie „Clavicle“ oder das grandiose “Maybe I’ll Catch Fire“ zu hören. Nach über einer Stunde, trotz gelegentlicher Soundprobleme, exzellent vorgetragenen Hits beendet das Trio das reguläre Set mit einer umwerfenden Version von „This Could Be Love“. Im Wechsel mit dem Publikum singt Skiba den Schlusspart („This could be love“ – „Love for fire“) und beendet das ganze mit einem riesigen Soundgewitter und den finalen „One by one“-Schreien.
Das Publikum steht Kopf und die Forderungen nach Zugaben werden alsbald erhört. Wieder betritt das Trio im Dämmerlicht die Bühne und vom Band erklingt das Piano, welches „Time To Waste“ einläutet. Wieder wird das Publikum miteinbezogen, wieder singen hunderte verzauberte Menschen mit Matt Skiba. Und der setzt zum Abschluss dann sogar noch einen drauf und beginnt die ersten Töne von “Radio zu spielen. Das ganze endet in einem kollektiven Jubelschrei. Ich hatte ja sogar schon befürchtet, dass sie mein Lieblingslied ganz auslassen würden doch es zeigt sich dass ich nicht der einzige war, der diesen Song sehnsüchtigst herbeigesehnt hat. Die grandiose Stimmung entläd sich zum Schluss noch einmal in einem riesigen Chor und ich singe, was ich schon so oft allein zuhause gebrüllt habe:
„I’ve got a big fat fuckin’ bone to pick with you my darling. In case you haven’t heard i’m sick and tired of trying. I wish you would take my radio to bathe with you – plugged in and ready to fall!”
Ich bin glücklich und verzaubert von dieser Band, die mich seit Jahren durch die schlimmsten und die besten Zeiten begleitet und die ich nun erstmals auf der Bühne erleben durfte… – danke Alkaline Trio!
Back To Hell We’ve Had Enough Maybe I’ll Catch Fire Mercy Me Private Eye 100 Stories Clavicle Burn I Lied My Face Off Dethbed She Took Him To The Lake Settle For Satin Sadie Fatally Yours Emma Warbrain This Could Be Love ----------------------- Time To Waste Radio
P.S.: Ich habe schon so viele Konzert-Reviews geschrieben, aber ich muss sagen dass es mir noch nie so schwer gefallen ist wie heute Abend. Anscheinend besteht noch ein Unterschied darin, ob man eine Band mag, ob man sie richtig gut findet oder ob man sie einfach nur vergöttert. Bei Alkaline Trio gilt für mich letzteres und das erschwert die Sache ungemein. Ich finde mein Review nicht gut, man könnte es als „unreflektierte Fan-Kacke“ bezeichnen. Macht euch euer eigenes Bild! ;)
da fehlt eindeutig Mr.Chainsaw, genau das wollt ich auch schreiben. Hab mich so auf sie gefreut dass das Konzert garnicht hätte schlecht sein können. Alkaline Trio als Headliner inner Matrix zu sehen is dann doch noch was anderes als nur als Vorgruppe inner relativ viel größeren Halle. Naja, nichts desto trotz gibts immer nen Wehrmutstropfen..... meine scheiss linke fucking Kontaktlinse klebt jetzt irgendwo auffem Fußboden inner Matrix.:angry: muss dass denn immer passieren?