Zum dritten Mal innerhalb eines Jahres beehrte der Angelika Express die Metropole an der Donau und während beim letzten Auftritt im Frühsommer noch eine Handvoll Leute den Weg ins Shelter fanden, war das Chelsea dieses Mal, trotz Donnerstag Abend-Termin, doch angenehm gut gefüllt, was an der guten Mundpropaganda liegen muss, die der Kölner Band voraus geht. Mit ihrem selbstbetitelten Debüt hatte das Trio ja auch eine ordentliche Scheibe im Gepäck, welche es nach wie vor zu präsentieren galt und da auch in Kürze eine neue EP erscheinen soll, hatte man auch berechtigte Hoffnung, ein paar neue Songs zu hören.
Doch bevor der Hauptact überhaupt auf die Bühne geht, darf für gewöhnlich eine Vorband das Publikum "anheizen". Und wenn man keine Vorband hat, dann holt man eben einen Seelenverwandten ans Mikro und spielt selber. So oder so ähnlich hatte sich der Angelika Express das wohl vorgestellt und setzte dies mit Chelsea-Booker Rainer Krispel in die Tat um. Man spielte zusammen diverse Klassiker (u.a. Stücke von Rio Reißer/Ton Steine Scherben) und das gar nicht mal schlecht. Fast wirkte es, als ob die vier schon seit Jahren als Band zusammenspielten und immer noch umher tourten und undankbares Publikum unterhielten. Auf jeden Fall interessant anzuschauen.
Nach knapp zwanzig Minuten ging man jedoch zusammen von der Bühne und das Original-Trio kam nach einer kurzen Pause zurück und bot eine erwartungsgemäß nette Show. Das Debüt-Album kam voll zum Zug, und auch die neue EP "Ich bin kein Amerikaner" wurde komplett durchgespielt, wobei mir die neuen Stücke sehr zusagten und ich so die EP kaum erwarten kann. Herausragend war wieder die Halb-Solo-Darbietung von "Francois Truffaut", bei welcher Sänger/Gitarrist Robert hauptsächlich alleine auf Bühne das ziemlich minimalistische Stück zum Besten gibt und seine Bandkollegen erst bei den letzten Sekunden mit einsteigen. Ergreifend, vor allem wenn man bedenkt, wie "stark angeschlagen" Robert noch bis kurz vor dem Auftritt war, wie seine Bandkollegen betonten.
Nachdem die Band ihr reguläres Set beendete, bekam noch noch eine Zugabe, wieder mit Rainer Krispel am Mic, zu hören, wonach aber endgültig Schluss war und wohl jeder das Chelsea wohlgemutet verließ (oder wohlgemutet auf ein paar letzte Biere blieb)...
-------------- "You're not drunk if you can lie on the floor without holding on." - Dean Martin