Popmusiker und Popliterat, ich habe sie beide gesehen. Die Frage, die allen schon heftigst auf der Zunge brennt und dazu führt, daß ich im Internet nicht mal mehr die Straße überqueren kann, ohne darauf angesprochen zu werden, und zwar - wer macht seine Sache besser? Wer ist toller? Herr Schamoni, der uns den Mond geschenkt hat oder der so unterhaltsame und popfeste Herr v. Stuckrad-Barre?
>signieren
Klare Sache. Punkt für Rocko, und zwar sowas von Punkt für Rocko. Immerhin hat Benjamin einen Stempel.
>Athmosphäre
Nett und mauschelig bei Rocko, soll heißen: so viele waren ja nicht da. Ein ganzes Zelt dagegen bei Benjamin, aber in der Halle war es schweinekalt, darüber hat er selbst dann auch gewitzelt. So fünf bis zehn mal. Punkt für Rocko, auch wenn Ben nichts für kann.
>Equipment
Rocko sitzt in einem Sessel und hat einen ganzen Kasten, ich meine es war Jever, neben sich stehen. Oder doch Becks? Der Mann geht auf Nummer sicher, so viel war klar. Dazu sein Buch, mehr braucht er nicht. Benjamin sitzt am Laptop, denn manche Texte hat er nur dort gespeichert. Das aktuelle Buch "Remix 2" hat er aber auch dabei. Und hinter ihm werden passende Projektionen an die Wand geknallt. Alles nicht so schlimm, ich lasse mich von der Musik, die er ständig spielt und auch aus seinem Apple holt auf seine Seite ziehen. Punkt für ihn.
>Interaktion mit dem Publikum
Mit Rocko was lesen und man bekommt ein Bier, fairer Deal. Benjamin schickt einen mal schnell in den Backstagebereich, der soll dort mal vorlesen was da an den Wänden so geschrieben steht. Der Typ der darf ist sehr verplant, haha. Und war das nun wirklich abgemachte Sache, sprich er und der Autor beste Bekannte, wie letzterer später selbst erwähnt? Schwierig. Daher wieder: Punkt für beide.
>gelesene Textauszüge
Rocko liest auf unterhaltsame Weise unterhaltsame Passagen seines aktuellen Buches. Gibts nichts zu meckern. Benjamins Geschichten sind wie gewohnt gut, nur "Saisonarbeiter" hätte er sich wirklich sparen können. Die habe ich zwei mal zuhause stehen, und wie oft sie dann publiziert worden ist, will ich nicht wissen.. Kennt doch echt jeder. Auch wenn er mir gegenüber später behauptet, die hätte er früher nicht vorgelesen. Und dann die von ihm protokollierten Einträge in Tiefgaragen, Gästebüchern etc., die einen großen Teil seines aktuellen Buches einnehmen: nicht so mein Fall. Kam aber sehr gut an, weil so lustig. Haha. Auch hier wieder schwierig, wer trägt den Sieg davon? Rocko unspektakulärer, aber die pros und cons halten sich bei Benjamin auch die Waage. Punkt für beide.
>Performance
Wichtigstes Kriterium? Beide kommen sympathisch rüber: Rocko denkt öfter laut nach ("Nein, zieht nicht, das nächste mal nicht vorlesen") und wirkt weniger routiniert, wenngleich er das ganze sicher auch schon öfter gemacht hat. Hat wohl System, lustig ist es trotzdem. Benjamin, ganz der Profi: lästert zuerst über Heidelbergs Weihnachtsmarkt und dessen Besucher ab, aber er hat selbstverständlich recht. Und während er so Witze reisst, weiss er ja, daß er sich das erlauben kann. Spaßig, daher einen Punkt für beide.
>Abrechnung
Wenn ich mich nicht verzählt habe geht der Vergleich mit fünf zu vier Zählern an den Discoteer, den Punk im Herzen, King Rocko. Knapp wars, und beide haben sich wacker geschlagen, aber es gilt nunmal: entscheidend is aufm Platz. Jetzt aber Schluss.
Dorfpunks von Rocko Schamoni ist erschienen bei Rowohlt; Festwertspeicher der Kontrollgesellschaft, Remix 2 von Benjamin von Stuckrad-Barre ist erschienen bei Kiepenheuer & Witsch.
