Datum: 30.01.2005 Ort: Prime Club, Köln Tickets: 16,65 € Besucher: ca. 500 (ausverkauft)
Als wir gegen halb 9 den Prime Club erreichten war draußen schon eine große Menschentraube versammelt und obwohl die Show schon seit knapp zwei Wochen ausverkauft war verlief der Einlass problemlos und schnell. Das hatten wir schon anders… Drinnen plünderte die versammelte Emo-Szene Kölns schon den Merch-Stand, der leider keine CD’s im Angebot hatte, ansonsten aber mit 4 Shirts und einem Zipper zu fairen Preisen gut ausgerüstet war.
Viel zu schnell war es im viel zu kleinen Prime Club viel zu eng und schon bei der Vorband Revolt drängten sich vermutlich sämtliche 500 stolzen Kartenbesitzer in freudiger Erwartung durch den stickigen Kellerclub. Revolt aus Berlin (?) waren dann auch wie erwartet nichts Besonderes. Sie boten durchschnittlichen ziemlich langsamen Alternative-Rock, wobei mich der Sänger von der Stimme her ein wenig an Christiansen erinnerte (allerdings echt nur ein wenig…). Nach 30 Minuten und knappem Höflichkeitsapplaus war diese, eher unpassende Vorband wieder verschwunden. Sie hatten es aber auch schwer, gegen die Newcomer des Jahres anzutreten…
Als mir vor zwei Jahren jemand 'You Brought Me Your Love, I Brought You My Bullets’ vorspielte, hielt sich meine Begeisterung noch in Grenzen und ziemlich schnell hatte ich die Band damals schon wieder abgehakt. Doch My Chemical Romance veröffentlichten im Sommer 2004 in den USA die Nachfolgeplatte 'Three Cheers For Sweet Revenge’ und diese ist seit letztem Herbst nicht mehr aus meinem CD-Player, geschweige denn meinem Gehörgang, wegzudenken. Seitdem ist viel passiert: Die Jungs sind in den USA "The Next Big Thing“ und auch in Deutschland haben sämtliche Zeitschriften wie die Visions (deren halbe Redaktion im Prime Club vertreten war), aber auch alterehrwürdige Musik-Institutionen wie Young Miss, Bravo und natürlich MTVIVA entdeckt, dass diese Ohrwurm-Platte einfach massenkompatibel ist. Zum Glück war davon beim Konzert noch nicht viel merken, doch die nächsten Shows werden sicherlich vor größerem Publikum stattfinden.
Nach einer erfreulich kurzen Umbaupause von höchstens 15 Minuten war es dann soweit und zu einem ‚Number Of The Beast’-Inro betraten My Chemical Romance aus New Jersey die kleine Bühne des Prime Clubs. Sofort bei den ersten Tönen brach dann im vorderen Teil des Clubs die Hölle los, denn wer hätte schon erwartet dass die Jungs das Set mit ihrem Überhit 'I’m Not Okay (I Promise)’ eröffnen würden? Wirklich unglaublich was bei diesem Smash-Hit vorne abging. Die Refrains überließ der charismatische Sänger Gerard Way fast komplett dem Publikum, dass vorne teilweise lauter zu hören war, als er selbst. Auch beim nächsten Song 'Thank You For The Venom’ ging es genau so weiter. Die Meute vorne ging unglaublich ab, Crowdsurfer hingen an den Lüftungsschächten und die Leute in den ersten Reihen krachten immer wieder auf die niedrige Bühne. Die Band hatte mit einem derartigen Empfang wohl nicht gerechnet, zumal ihre Platte in Deutschland ja offiziell an diesem Abend noch gar nicht erschienen war. Sie waren sichtlich überrascht und zeigten sich ehrlich erfreut. Zwar ermahnte Gerard das Publikum gelegentlich sich etwas zu beruhigen, jedoch konnte man seinem charmantem Lächeln das er dabei aufsetzte entnehmen, dass er persönlich hoch zufrieden mit dem Verlauf der Show war. Hoch zufrieden war auch das Publikum, denn fast die komplette neue Platte wurde abgefeiert und zwischendurch gab es auch ab und zu mal einen älteren Song, wie 'Vampires Will Never Hurt You’ oder zu meiner großen Freude 'Headfirst For Halos’. Die Jungs strotzten nur so vor Spielfreude und Energie und zeigten bei grandiosem Sound, dass sie eine wirklich unglaublich gute Liveband sind. Absolute Höhepunkte im Set waren auch 'Helena’ oder 'To The End’ bei denen das Publikum wieder seine Gesangskünste unter Beweis stellen durfte. Nach über 50 Minuten beendeten My Chemical Romance mit 'You Know What They Do To Guys Like Us In Prison’ ihr reguläres Set. Obwohl sofort im Prime Club die Musik anging forderte das Publikum lautstark eine Zugabe und wurde nach kurzer Wartezeit auch belohnt. Mit 'Cemetery Drive’, einem meiner absoluten Favoriten auf der neuen Platte – wobei ich bei diesem Album eh keinen wirklich "besten“ Song ausmachen kann, weil sie alle grandios sind – fand der wunderbare Abend dann einen würdigen Abschluss. Das Publikum belohnte es mit minutenlangem Applaus und Gerard bedankte sich mit dem Versprechen bald wiederzukommen! Ich kann es jetzt schon kaum erwarten, auch wenn der Club dann mindestens dreimal so groß sein wird. Bleibt abzuwarten, ob Taking Back Sunday da heute Abend noch einen draufsetzen können…
Wie immer gibt’s hier noch die Setlist, wobei ich diesmal kein Original ergattern konnte und sie aus dem Kopf rekonstruieren musste. Es kann also sein, dass die Reihenfolge nicht ganz exakt ist…
I’m Not Okay (I Promise) Thank You For The Venom It’s Not A Fashion Statement, It’s A Deathwish Vampires Will Never Hurt You The Ghost Of You Helena I Never Told You, What I Do For A Living Our Lady Of Sorrows Headfirst For Halos To The End Honey This Mirror Isn’t Big Enough Give ‘em Hell You Know What They Do To Guys Like Us in Prison ------------------------- Cemetery Drive
ich glaube, ich hab revolt mal irgendwo in berlin gesehen, wo jemand zu mir meinte, dass die universal-rocktypen voll auf die stehen. oder so. ich erinnere mich aber auch nur noch an relative langeweile.
also ich bin mir sicher, dass revolt am anfang gesagt haben, dass sie aus berlin kommen.
dann sind die sicher jüngst zugezogen, denn sonst hätte man doch als berliner sicherlich zumindest schon mal von ihnen gehört. kann ja dann jeder sagen...sowas zählt also nicht.