Schon komisch : Nicht einmal vierzig Leute fanden sich im Underground ein, um die kanadischen Punkrocker von All Systems Go bei ihrer Liveshow zu beobachten. Da ich John Kastner, seines Zeichens ASG-Frontmann, kurz vor der Show noch interviewte, bekam ich von der Vorband nur sehr wenig mit. Die zwei Songs der December Peals, die ich noch erhaschen konnte, erinnerten stark an Samiam und waren ganz okay, aber nicht wirklich aufregend. Nach der obligatorischen Umbaupause und vor wie gesagt nur äußerst spärlicher Kulisse rockten All Systems Go dann los, als würden sie vor mehreren hundert Leuten spielen. Ehrlich, nach anfänglichen Hemmungen und sich-beobachtet-fühlen vergaß man dann im Laufe des Konzertes zeitweise sogar, dass man sich fast allein vor der Bühne tummelte. Auch auf der Bühne nahm man´s mit Humor und erzählte im intimen Rahmen, dass man doch nach dem Konzert noch zwecks Weed-Beschaffung den holländischen Nachbarn einen Besuch abstatten wolle. Aber zurück zur Musik : Mag die Band auf Platte zu berechnend und standardmäßig sein, Live konnte sie durchaus fesseln. Bei kleinen melodischen Punkrock-Hits wie 'All I Want', 'Fascination Unknown' oder 'Running Blind' und dem Wechselspiel zwischen der rauheren Stimme John Kastners und der höheren, leicht schrägen Stimme seines Bass-Sidekicks Thom D´ Arcy gab es sogar lustige 5-Mann-Pogo-Action. Für diese äußerst anständige Einstellung haben sich All Systems Go wirklich ein Kompliment verdient, denn wer es auch vor so wenig Publikum noch schafft, wie selbstverständlich höchst motiviert, energisch und mitreißend zu spielen, dem sei gedankt. Und John Kastner weiß ja als ehemaliger Frontmann der Doughboys unter anderem durch eine Support-Tour von The Offspring anno ´97, wie es ist, vor ausverkauften Hallen zu spielen. Also das Fazit : Unter den gegebenen Umständen ein optimales Konzert einer sehr gut aufgelegten, energiereichen Liveband. Gracias.