Für drei deutsche Punkbands 400km mit dem Auto durch die Nacht zu fahren, kommt mittlerweile auch nicht mehr so häufig vor. Es musste sich also schon um ein außergewöhnliches Konzert handeln, das da am Freitagabend im kleinen Saal des Schweinfurter Stattbahnhofs veranstaltet wurde. Und in der Tat war der Grund ein besonderer, sollten doch Antitainment nach ihrer selbst verordneten halbjährigen Ruhepause endlich wieder auftreten. In der Zwischenzeit hatte es jede Menge Auflösungs- und weitere Krisengerüchte zu überstehen gegeben. Ist ja auch irgendwie klar, denn was soll nach einem Statement wie Nach Der Kippe, Pogo!? denn bitte noch kommen? Dass der plötzliche Erfolg der gegen alles polarisierenden Band nicht angenehm sein konnte, verstand sich also von selbst. Umso größer dann aber die Freude, als für 2009 wieder ein paar Shows angekündigt wurden.
Den Auftakt machten zunächst die blutjungen Mikrokosmos 23 aus Meißen, die mit ihrem von älteren Muff Potter plus Geschrei durchzogenem Punkrock durchaus zu begeistern wussten. Unglaublich wieviele neue, gute und vor allem junge deutsche Bands auf der TurboPlanetPotter-Welle der letzten Jahre hochgespült werden.
Danach kamen Nein Nein Nein aus Mönchengladbach zum Zuge und es wurde sofort deutlich, dass viele Leute anscheinend schon wegen ihnen gekommen waren. Die ersten großen Pogo-Wellen schwappten durch den kleinen Laden und obwohl ich nur das neue, großartige Wasser, Türen – Zeit kannte, konnten mich die Jungs auch mit ihren älteren Sachen vollends überzeugen.
Trotzdem war das alles nichts im Vergleich zu dem, was sich dann ab kurz vor zwölf im Stattbahnhof abspielte. Antitainment betraten die Bühne des brechend vollen Clubs, begannen mit True Till Bored To Death und das Publikum rastete vollkommen aus. Obwohl die Leute unglaublich dicht gedrängt standen, entlud sich eine enorme Energie. Eigentlich permanent waren zwei oder drei Stagediver in der Luft, die teilweise auch von dem seitlichen Balkon in die Menge sprangen. Dazu wurde die ganze Show über tonnenweise Konfetti verpulvert und heftigst getanzt. Schon klar also, dass diese fast Deichkind-mäßig anmutenden Verhältnisse der Band aus Bad Vilbel irgendwann im letzten Jahr etwas ungeheuer geworden sind. Entsprechend wortkarg nahmen die Jungs dann auch die Reaktionen aus der Menge entgegen. Andererseits handelte es sich beim Publikum aber auch irgendwie um eine ganz normale Punkrock-Crowd, die vielleicht etwas heftiger feierte, als bei den üblichen Bands. Und bei Nummern, wie Subkultur Brought To You By Sparkasse Hanau oder Unkonkret Vs. Wahllos stillzustehen ist ja auch unmöglich. Die beiden Antitainment-Platten zählen nun mal zum Besten, was in den letzten Jahren an deutschem Punkrock veröffentlicht wurde und insofern stimmt auch, was zum Ende der leider nur halbstündigen Show alle lauthals brüllten: “Antitainment – viel besser als deine Band!“ Hoffentlich gilt der Spruch noch lange.
True Till Bored To Death It Ain't No Revolution, Just Because You Can Dance To It Hall Of Wem Die Metal-Mosh-Maschine Subkultur Brought To You By Sparkasse Hanau A.T.A.B. Sechstagewoche-Gummimann Die Ozonlöcher In Den Köpfen Unkonkret Vs. Wahllos Theme Song ----------- The Franz Strambach Memorial Song