Ernsthaft: Erstaunt es nicht fast schon, dass die Hamburger Freunde des Raps nicht gleich die Kölnarena voll gemacht haben? Einige tausend Besucher machen eine volle Halle, das kann einem bei wirklich exzellenter Laune wie das typische Understatement aus dem Norden vorkommen, das sich gerade diese Gruppe immer gerne auf die Banner geschrieben hat. Das immer noch tut. Oder erklären wir es auf diese Weise: Man spare sich die ganz großen Massen, all jene, die sich vermutlich nicht mal bei den Junggebliebenen von der Waterkant das Mitschunkeln, Grölen und Feuerzeug Schwenken verkneifen wollen, für die Open Airs im Sommer auf. So klang es vielleicht aus dem Backstagebereich, als denn gegen 18 Uhr, am frühen Abend schon, die Fans reingelassen, die Band derweilen noch ausgelassen mit ihrem Support Superpunk plauderten, (und das erwiesen:) Gläschen Wein in der Hand.
Etwas später, Superpunk werden höflich, wenn auch nicht euphorisch empfangen. Der Applaus dürfte immer noch größer ausgefallen sein als bei andernorts auftretenden Vorband die Türen. Zwanghafter Ironiepop, der nicht loslässt: Sicher den meisten Fans zu aufdringlich, zu sperrig. Superpunk hingegen sind die Spaßpunker, die sich bestens vertragen mit jenen Fettes Brot, die auch heute Abend mit „London Calling“ eröffnen werden.
Danach werden sie mit breitem Repertoire nachlegen, bis ihr Auftritt die Fans glücklich macht, weil sie auch viele alte Stücke spielen. Die großen („Schwule Mädchen“, „Jein“, „Emanuela“), die etwas kleineren („Ich hasse das“) und die unsäglichen („The Grosser“) finden alle den Weg in den Abend. Die bezaubernde Bernadette La Hengst ist ebenso wenig mit von der Partie wie Mieze, die beide auf dem neuen Album „Strom und Drang“ kollaborieren. Dafür aber sorgt Finkenauer mit seinen Parts für Höhepunkte. Bis irgendwann die frühe Nacht zu Ende geht, man sich gegenseitig auf die Füße tritt, nach draussen stolpert und sich kurz noch mal die Frage stellt, wo denn nach auch zwei Zugaben denn bitte der eine alte Hit geblieben ist, der die Drei erst so richtig groß gemacht hat.
Absolute Wahnsinnsshow, im Fernsehen und im Radio. Im Jugendzimmer, durch den Club, auf der Bühne.