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Überschrift: Tocotronic, 20.03.2005 - Kassel, Musiktheater< Älteres Thema | Neueres Thema >
Christian Offline
Hucke



Gruppe: Redaktion
Beiträge: 2722
Seit: 05 2002
Verfasst am: 22. 03 2005, 11:44

Datum: 20.03.2005
Ort: Musiktheater, Kassel
Eintritt: 19 €
Besucher: ca. 600


Seitdem ich Musik mit elektronisch verzerrten Gitarren höre, liebe ich Tocotronic. Ich erinnere mich noch genau wie meine damalige beste Freundin angewidert das Gesicht verzog, als ich ihr mit meinen 14 Jahren ‚Gehen die Leute’ von meiner damaligen neusten Errungenschaft „Es ist mir egal, aber" aus meinem Ghettoblaster um die Ohren feuerte. Inzwischen ist viel Wasser die Elbe hinunter geflossen, die Musik von Tocotronic klingt schon lange nicht mehr nach muffigen Proberäumen und Dirk singt auch nicht mehr von Abenden im Rotary Club oder Busfahrten nach Bahrenfeld, sondern schreibt mittlerweile sphärische Texte über höchste Höhen und Schatten die keine Schatten werfen. Es gibt viele Leute die Tocotronic ihre Wandlung übel nehmen und immer noch „den alten Sachen“ hinterher weinen. Für mich jedoch ist "K.O.O.K.“ eine der wichtigsten Platten die ich besitze und auch das "weiße“ Album und "Pure Vernunft darf niemals siegen“ zählen für mich zu kleinen Meisterwerken.

Wenn dann also die Chance besteht diese Band gleich zweimal in einer Woche zu sehen, kann ich natürlich nicht nein sagen und so folgte auf das Konzert in der Großen Freiheit in Hamburg am letzten Dienstag auch noch der Besuch im Musiktheater in Kassel.
Das Konzert in Hamburg war ja sowieso schon seit Wochen ausverkauft gewesen und auch am Sonntag war das um einiges kleinere MT in Kassel mit bestimmt 600 Leuten bestens gefüllt. Die Show verlief in beiden Städten in etwa gleich, ich werde mich jedoch jetzt auf das Konzert in Kassel beschränken, weil die Jungs einfach viel lockerer und auch musikalisch noch besser drauf waren  als in Hamburg. Vielleicht hatte sich dort vorm "Heimspiel“ doch etwas Nervosität eingeschlichen. Auch auf die Supportband La Grande Illusion die mit ihrem Synthie-Gitarren-Pop den Abend eröffneten, kann ich leider nicht weiter eingehen, da ich sie immer nur hinten von der Theke erlebt habe. (...Achtung, nun folgt ein Zeitwechsel!)

Zu einem Intro von Prokofiew betreten dann Tocotronic gegen 22 Uhr die Bühne und eröffnen ihr Set wie immer mit einem ruhigeren Song: "Ich habe Stimmen gehört, ich habe Dinge gesehen, die waren so schön, wie nichts auf der Welt“ haucht Dirk von Lowtzow in sein Mikro und sieht in seinem 'Buffy the Vampire Slayer’-Shirt einfach hinreißend aus. Getanzt werden darf dann ab dem nächsten Song. "Für die Wiederverzauberung der Welt“ ruft der Graf bevor er 'Aber hier leben, nein danke' anstimmt. Bei 'Näher zu dir' wird weiter leicht getanzt und Kopf genickt. Überhaupt wird die erste halbe Stunde von Songs der letzten drei Alben bestimmt. Höhepunkte in dieser Phase sind sicherlich 'Führe mich sanft' und 'In höchsten Höhen' bei dem auch die lang gezogenen "ahhhooos“ so perfekt klingen wie auf Platte.

Man kann wirklich sagen, dass hier eine Demonstration von musikalischer Weiterentwicklung dargeboten wird. Tocotronic beherrschen ihre Instrumente, die feste Integration von Rick McPhail erweist sich als absolut sinnvoll und garantiert eine perfekte Umsetzung der Songs auf der Bühne. Jan Müller zupft versonnen seinen Bass, lächelt gelegentlich schüchtern ins Publikum und kündigt dann das Lied mit "dem blödesten Beginn in der Rockgeschichte“ an. Die ersten Takte von 'Jackpot' erklingen und von überall brandet Jubel auf. Dem hier Schreibenden, schießen tausende Erinnerungsfragmente durch den Kopf, zählt dieses Lied doch zu seinen absoluten Lieblingsstücken und die Euphorie des Publikums kennt dann zum ersten Mal keine Grenzen mehr, als direkt im Anschluss 'Viel zu lange mit euch mitgegangen' und 'Drüben auf dem Hügel' in den Saal geschleudert werden. Vorne wird von einigen übermütigen dezent gepogt, weiter hinten schwelgen die Menschen in Erinnerungen. Unglaublich, dass diese Band nun schon fast 12 Jahre auf dem Buckel hat. Nach diesem ersten kurzen Ausflug in die alte "Hamburger Schule“ geht es zurück in die Gegenwart. Die vereinzelten Forderungen nach mehr alten Stücken kommentiert Dirk grinsend mit: "Ich bin doch keine Boutique!“ Dafür gibt es 'Gegen den Strich' und das wunderbare 'Alles in allem'. Nach dem Titelsong der aktuellen Platte 'Pure Vernunft' und schon über einer Stunde wunderschöner Rockmusik ist erst mal Schluss.

Doch nach wenigen Minuten kommen Arne Zank, Jan Müller und Dirk von Lowtzow zu dritt zurück auf die Bühne, als Le Toc trois in Originalbesetzung sozusagen. Noch einmal geht es zurück ins Jahr 1995 und wie die Frankfurter Rundschau schon vor ein paar Tagen treffend formuliert hat, kommt bei "Ich muss reden auch wenn ich schweigen muss“ ein Gefühl von Klassenfahrten und Jugendfreizeiten auf Korsika auf. Während 'Drei Schritte vom Abgrund' reißt Dirk eine Saite, die Jungs brechen ab, lachen sich fast tot und wir kommen in den Genuss das Stück noch mal von vorne zu hören. Das grandiose 'Freiburg' beendet die zweite Reise durch die Zeit und in Hamburg sagt Jan Müller zum Abschied: "Wir waren, sind und bleiben Tocotronic!" Der hier Schreibende weiß genau wie das gemeint ist und sagt "Danke!“

Auch in Kassel ist trotzdem noch nicht Schluss und nach erneuten Zugabenforderungen kommen sie noch einmal zurück, diesmal wieder mit Rick McPhail. 'Hi Freaks' und das unerwartete 'Rock Pop in Concert' sind noch einmal schön, werden aber noch durch das endgültig letzte Lied 'Neues vom Trickser' übertroffen. Gegen Ende des Songs drehen sie noch einmal voll auf. Dirks schreit immer wieder "Eins zu eins ist jetzt vorbei“, am Ende kniet er auf dem Boden. Rick McPhail malträtiert seinen Verstärker mit Tritten und erzeugt auf diese Weise kanonenartige Donnerschläge. Jan Müller reißt an seinem Bass und Arne zank verprügelt sein Schlagzeug. Minutenlang dauert dieses Rückkopplungsinferno. Einzeln verschwinden sie dann nach vielen Verbeugungen im Höllenlärm durch den Nebel und hinterlassen ein überwältigtes Publikum. Ein grandioser Abgang nach einem großartigen Konzert…


Auch hier eine mit Sicherheit richtige Setlist aus der Erinnerung:

Ich habe Stimmen gehört
Aber hier leben, nein danke
Näher zu dir
Die Grenzen des guten Geschmacks 2
Der achte Ozean
Führe mich sanft
Das Unglück muss zurückgeschlagen werden  
In höchsten Höhen
Jackpot
Ich bin viel zu lange mit euch mitgegangen
Drüben auf dem Hügel
Mein Prinz
Gegen den Strich
Alles in allem
Pure Vernunft darf niemals siegen
----------------
Ich muss reden auch wenn ich schweigen muss
Drei Schritte vom Abgrund entfernt
Freiburg
----------------
Hi Freaks
Rock Pop in Concert
Neues vom Trickser


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krazzo Offline
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Seit: 01 2004
Verfasst am: 22. 03 2005, 14:15

ich macg tocotronic zwar nicht, aber schöner bericht!

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Sven Offline
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Verfasst am: 25. 03 2005, 13:32

ja. macht lust auf ein tocotronic konzert ;)
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2 Antworten seit 22. 03 2005, 11:44 < Älteres Thema | Neueres Thema >

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