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Überschrift: Reeperbahnfestival 2008, 25.-27.09.2008 - Reeperbahn, Hamburg< Älteres Thema | Neueres Thema >
Ulrich Offline
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Gruppe: Redaktion / Admin
Beiträge: 8646
Seit: 03 2001
Verfasst am: 30. 09 2008, 21:23

REEPERBAHN FESTIVAL 2008

25.-27. September 2008
Hamburg, St. Pauli
ca. 15.000 Besucher
Tickets: 55 Euro (3 Tage) / 26 Euro (1 Tag)


Das Reeperbahnfestival also ging dieses Jahr in seine dritte Runde. Als Underground Festival unter dem Motto „New International Music“ gestartet als europäisches Pendant vom großen Vorbild South by Southwest war abermals das Programm eines, das mit der Avantgarde aus alles Musikstilen aufwarten sollte, mit Bands die ihren Durchbruch eher noch vor sich haben als schon auf riesige Fangemeinden zurückgreifen konnten.
In allen dafür geeigneten Clubs eine Band nach der anderen, als Location für solch eine Idee bietet sich der Hamburger Kiez natürlich perfekt an: eine größere Dichte an Bars und Clubs gibt es hierzulande wohl nirgends.
War der Preis im ersten Festivaljahr noch bei über 70 Euro angesiedelt hat man sich mittlerweile bei knapp über 50 Euro eingependelt. Das kommt vielen aufgrund mangelnden Headlinern viel vor, ist es aber genau betrachtet nicht. Schon an normalen Wochenenden kosten alle Clubs Eintritt, und im Gegensatz zu einem Open Air Festival nimmt man die Bands schließlich in kleiner Clubatmosphäre wahr, und nicht auf einer riesigen Bühne; zudem darf man mit dem Ticket 3 Tage lang kostenlos im Großraum Hamburg herumfahren.
So ähnlich sahen es auch die Leute: 15.000 Tickets wurden im Vorfeld verkauft.
Eingestimmt werden sollten die Besucher jeweils auf der Bühne auf dem Spielbudenplatz, danach sah das Programm wohl für jeden anders aus: aufgrund von überfüllten Clubs musste man sich bei den Bands die man wirklich vom ersten bis zum letzten Song sehen wollte schon frühzeitig einfinden, viele entschieden sich aber auch für die witzigere Variante des Clubhoppings. Jeweils ein Bier und drei Songs, und weiter in den nächsten.
Besonders überfüllt waren naturgemäß die kleinen Kultclubs, allen voran das Molotow.

War Nneka im Schmidts Tivoli zwar gut besucht aber auch entspannt zu sehen kam man dort schon am Donnerstagabend nur unter Ellenbogeneinsatz in diesen vom Konkurs bedrohten Laden.
Pete and the Pirates gelten aber nun mal als eine der britischen Indiebands der nächsten Zeit, was keiner verpassen möchte. Ein Schwall heißer Saunaluft begleitet ihr fröhliches und mitreißendes Konzert.
Auch der Neidclub auf der gegenüberliegenden Reeperbahn-Straßenseite ist völligst überfüllt. Dank Presseprivileg darf man sich durchaus mit schlechtem Gewissen an den enttäuschten Gesichtern in der Warteschlange vorbeimogeln und so Mit mit einem Bier zu 3,50 Euro genießen.
Die ehemals Kölner und nun Wahlberliner reißen mit Minimal-Hintergrund und intelligenten deutschen Elektropunktexten mit – was man auch im Ausland schon wahrgenommen hat. Ein gutes, leider aber auch viel zu kurzes Konzert.
Gleich danach im selben Club, mittlerweile kommt wirklich keine Seele mehr herein, spielen eine der dieses Jahr am meistgehypten Bands: die Crystal Castles. Der Elektro-Videogame-Punk-Sound ist aber auch wirklich super und eigenständig – nur die Fülle des Clubs beginnt etwas zu nerven, außerdem das Publikum, gefühlt vornehmlich aus sehr jungen Möchtegern-Indiehipstern bestehend die sich ihre eigene Geilheit auch genauso gut im Spiegel angucken könnte als hier mit Ellenbogen zu flanieren.
Sängerin/Schreierin Alice Glass liegt die ganze Zeit am Boden, wohin man auch gestoßen werden würde wenn es nicht so voll wäre.
Nach dem tollen aber abermals zu kurzen Konzert in supoptimalen Sound beobachte ich noch wie die Menschenmassen aus dem Neidclub strömen und fühle mich an Zirkusclowns erinnert, die einer nach dem anderen aus einem Mini klettern. Mit Turner Cody von der Anti-Folk-Songwriter-Connection geht der Abend nett aber unspektakulär in der Prinzenbar zu Ende.

Am Freitag verliert der FC St. Pauli 0:3 bei den Heavy Metal Pussies von Hansa Rostock und beim sympathischen Flo Fernandez tummeln sich dementsprechend einige enttäuschte Gesichter. Mit Fußball hat der typische Peter Licht-Fan natürlich nicht besonders viel am Hut.
Der neue Feuiltton-Held (wo waren die eigentlich alle als er bei 14 Lieder noch wirklich grandios war?) spielte gleich mal in der Großen Freiheit 36. Dort wird aber wohl ein ganz betrunkener Soundtechniker beschäftigt – bei nahezu alles Shows in diesem Laden könnte man mit einer billigen MP3 auf den Ohren mehr herausholen.
Darunter litt der Auftritt von Licht, neuerdings unterstützt von großer Band, natürlich merklich, schließlich herrscht bei diesem Festival ein einziges kommen und gehen wenn man nicht sofort begeistert stehen bleibt.
Besser wenn auch nicht perfekt war der Sound bei Get Well Soon im Anschluss. Konstantin Gropper steht für einen sehr ausgefeilten Sound, der sicherlich die anwesenden Journalisten aus anderen Ländern begeistert hat.
Bei den Foals ins Grünspan mit Begleitung herein zu kommen war aussichtslos, also ging es als nächstes zu Gotye ins Molotow, das aufgrund der starken Konkurrenz von jenen Foals und Tomte in den Fliegenden Bauten mit einem Halbakusitkset und Flügel nicht völlig überfüllt, sondern nur voll war.  Gotye, das ist ein hoffnungsvoller australischer Songwriter, der zwischen Schlagzeug und Effektgerät alles alleine bedient, mit Band aber sicher noch besser als sowieso schon wäre.
In gediegenerer Atmosphäre als im dreckigen Rockclub finden die Konzerte in Angie’s Nightclub statt, das zum Schmidt’s Tivoli gehört und sonst wohl auch ein ähnlich umsatzstarkes Mittelschicht-Publikum zieht.
Hier spielen The Miserable Rich, eine Coverband der etwas anderen Art aus England. Mit klassischer Instrumentierung – Streicher, Kontrabass und so weiter – werden Pop-Songs wie Over and Over von Hot Chip in neues Gewand gepackt. Perfekt um kurz im Sessel zurückgelehnt zu entspannen.
Mit den Dancing Pigeons Like Icecream geht es dann energetischer in der Prinzenbar weiter. Ihr Techno-Elektropunk-Sound wird selbstgetauft „Emotronics“ genannt. Die Dancing Pigeons, den Zusatz mögen sie gar nicht erzählt mir der Drummer noch vorher auf der Toilette in Angie’s Nightclub, begeistern das Publikum und hoffen selbst wohl die neuen Digitalism der Stadt zu werden.
Ebenfalls mit Lokalmatadoren aus Hamburg und Bremen endet der Konzertabend im Übel & Gefährlich mit Bratze, die auch ein größeres Publikum in Ekstase versetzen können und den gelungenen Abschluss des Festivalprogramms darstellen, bevor sich alle zum Weitertrinken in die Kiezbars und Spelunken verziehen. Ein Nebel liegt über den Nutten und Zuhälterkarren und dem rostenden Hans Albers als sich die Nach selbst in schlaflosen Traum wiegt.

Samstag ist das Wetter wieder fröhlich und der HSV sieht 1:0 gegen Mönchengladbach.
Als Appetizer noch kurz in Beta Satan reingeguckt, die mit ihrem Wave Punk Rock Spaß machten, aber wieder verlassen werden musste um pünktlich zu der Band zu kommen, die wohl nicht nur für mich das Highlight des Festivals was die Erwartungshaltung anbelangte darstellten: TV On The Radio.
Trotz ewiger Verzögerung – Avantgarde kommt ja gern mal zu spät – muss in der Großen Freiheit 36 ein Eingangsstopp verhängt werden. Hätte nur der Soundtechniker gleich ebenfalls Einlassverbot bekommen! Abermals war der Sound alles andere als gut, das war schon bei den ersten Tönen deutlich. Ebenfalls deutlich aber was der Unterschied zwischen einem menschenscheuen Peter Licht mit bestenfalls oken Livefähigkeiten und einer Überband wie TV On The Radio ist. Die bloße Anwesenheit von den beiden Bandpolen Sitek und Adebimpe
reicht für einiges aus. Und wie gut die Songs sind! Ihr gerade erschienenen neues Album Dear Science wird wie der Vorgänger Return To Cookie Mountain ein Klassiker werden. Im Spätherbst sind sie wieder in Deutschland – auf keinen Fall verpassen!
Gleich nebenan im Kaiserkeller, dem Ort in dem Beatles groß wurden, spielen die Bondage Fairies. In Masken und mit Schwulen-Image spielen die Schweden nett anzuhörenden und unterhaltsam anzusehenden Schweinerock.
Wen man auf dem Kiez feiert und überall umsonst reinkommt muss man auch dieser Tage noch natürlich ebenfalls in das Mandarin Casino gucken. Der ehemalige Mojo Club schließt schließlich bald wohl endgültig seine Pforten. Dort spielte auf dem Festival unter anderem José James, ein Sould-Jazz-Sänger, dessen Musik in eine kleine Bar und in den Hintergrund eines angenehmen Whisykey-Gesprächs passen würde.
Im völligst überfüllten Docks spielen derweil die Indie-Darlinge von Nada Surf ein wie immer schönes Konzert – wie sollte das auch anders möglich sein bei solchen Songs.
Das war auch schon der Konzert-Samstag und wieder wurde in den Kneipen weitergefeiert, und am Ende auch noch im Kaiserkeller wo das Audolith-DJ-Team für Action sorgte.

Festival-Fazit: Ein Festival wie dieses braucht das Land ohne Zweifel – ein guter Ort um Bands kennen zu lernen, die Mischung aus völligst unbekannter Musik, angehenden Hype-Helden und alteingesessenen Bands überzeugt zu einem meiner Meinung nach fairen Preis.
Ein paar Kritikpunkte gibt es freilich auch: die Highlights sollten besser über die Nacht verteilt werden und nach den Konzerten sollten gute (und namenhaftere DJs) auflegen – auch dort gibt es schließlich stets tollen Nachwuchs. Außerdem war wegen der engen Spielplans der Sound häufig nicht gerade toll.
Trotzdem: ich bin nächstes Jahr wieder da und möchte jedem meine Empfehlung aussprechen es mir gleich zu tun.


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The artist formerly known as Ulrich.
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0 Antworten seit 30. 09 2008, 21:23 < Älteres Thema | Neueres Thema >

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