Früher oder später mussten The Antikaroshi einfach bei Exile On Mainstream landen: sie kommen aus Potsdam, was direkt vor den brandenburgischen Labeltüren liegt, spielten schon auf dem Label-Festival South Of Mainstream und sind außerdem Sound- und Attitüden-technisch geradezu prädestiniert: Gitarren, Freigeist, Avantgarde. Ihr Demo wird nun unter dem Titel Crushed Neocons veröffentlicht. Die Psychedelik, die damit einhergehenden langen Spielzeiten und das atmosphärische Riff sind die Konstanten in der Bandmusik, in der es sonst viel Abwechslung gibt. D.C. Mathrock a la Karate oder Fugazi ist in dem schrammeligen, vertrackten Gitarrenspiel anwesend, die einlullenden Nebelschwaden von 70er-Spacerock werden hin und wieder ausgestoßen (einmal gibt es auch einen Vocoder), die repetitiven Crescendi übernimmt man vom Postrock. Mal, zum Beispiel bei Cruiserwait, oft aber auch in manchen Passagen der ellenlangen Songs, stürmt man vor wie in den Postpunk-Achtzigern des Sonic Youth’schen New Yorks, dann passt auch der angepisste, Hardcore-verwandte Geschrei. Sicher kennt der Sänger Walter Schreifels, sicher kennt er Jim O’Rourke. Die tollen Flächen, die in Songs wie Thin Line durch die vertrackten Gitarren mit Feedbackschleifen konstruiert werden, haben auch etwas von Dub oder dessen moderner Variante, dem elektronischen Ambient. So verwundert es auch nicht, dass zum Schluss des Albums ein Remix steht. Der polnische Künstler Monosylabikk hat sich dem Song Prsndcns angenommen und verbindet die gefühlten gebrochenen Riffs der D.C. Schule mit den gebrochenen Beats der Warp Schule. Aufgehoben wird Zeit, aufgehoben wird was durch Genregrenzen fest zu stehen scheint: eine musikalische Hypnose. Ungemütliches aufwachen, Traum vorbei, die Neocons sind noch da. Augen zu und Repeat.
-------------- The artist formerly known as Ulrich.
THE ANTIKAROSHI – CRUSHED NEOCONS
