MTV Campus Invasion 2005 Gießen ca. 1000 Besucher Preis: 21,30 Euro
Gießen, war ich eigentlich schon mal in Gießen? Diese Stadt in einer Reihe mit anderen so illustren Ortschaften wie Göttingen, Münster oder Schweinfurt (die habe ich mal ganz willkürlich ausgewählt) bildet den deutschen Durchschnitt, auf den sich in der Bundesrepublik die urbane Basis stützt - und wie er langweiliger nicht sein könnte. Da hält man mit dem Interregio drei Minuten, und dann geht es weiter, oder fährt einmal kurz von der Autobahn ab um nach dem Weg zu fragen. Und manchmal fragt man sich dann, warum eigentlich überall in Deutschland Städte stehen müssen. Ihr wisst schon was ich meine. Gießen gehört dank der hier stattfindenden MTV Campus Invasion 05 für eine kleine Anzahl glücklicher junger Menschen nicht mehr dazu. Erst mal sind alle Formalien erfüllt: Bahnhof, Nahverkehr, Dönerläden, alles nicht zu groß und nicht zu klein - und natürlich die Universität. Ich hätte ja zunächst auf Schwimmbad getippt, aber gut, wenn zentrale Sportstätten höherer Bildungseinrichtungen im Herzen Hessens so aussehen, dann ist das ok für mich. Wir fahren also mit dem Festivalshuttle komfortabel quer durch die Stadt, und man merkt: einen derartigen Auflauf juvenilen Marschvolkes nehmen die Gießener dann doch leicht irritiert zur Kenntnis. Erst auf dem Gelände angekommen ist man dann wieder unter sich. Und Musik soll’s ja auch noch geben. Den Anfang machen Kasabian, die hier, da ein Bandmitglied aufgrund persönlicher Angelegenheiten nicht mit anreisen konnte, angeblich ihr erstes Akustikkonzert spielen. Okay, das ist bestimmt nur die halbe Wahrheit, nichtsdestotrotz tut das der Qualität ihres Auftritts keinen Abbruch. Der ist alles in allem recht frisch und bewegt in seinen lichten Momenten, wie bei L.S.F und Club Foot auch die crowd, die sich so langsam sammelt. Außerdem hat Leadsänger Tom Meighan an der Seite von Brad Pitt in Snatch sicher einen Gipsy gespielt. Daran darf in Zukunft gerne gedacht werden, solltet ihr mal einen Auftritt dieser Kapelle besuchen. Nachdem sie dann darauffolgend den Moderator-für-Arme Markus Schultze ein kleines bisschen der Lächerlichkeit preis geben ob dessen langer Haarpracht und seinem aalglatten Auftreten, mag ich die noch etwas mehr. Gut so. Eindrucksvoll auch, diesen Kontrast zwischen Kasabian und Bloc Party bestaunen zu dürfen - abgefeiert worden sind in ihrer Heimat ja beide, und zu geringerem Maße sicher auch hier, aber zweitgenannte gewinnen hier nun mal, und das sogar zweistellig. Diese Euphorie geht dann soweit, dass am Merch-Stand, an dem es eigentlich nichts gibt außer Campus Invasion Shirts, ein Fetzen Papier hängt mit dem Hinweis Bloc Party: alles ausverkauft - und dabei hatten die Jungs gar nichts da. Bloc Party - langweiliger Studentenrock der auch keinen interessiert, weil’s nicht kickt. Ach was, natürlich war es großartig, größer als groß, alleine schon die Fahrt wert. Die vier Jungs sehen und dann heimfahren, zumindest ich hätte damit keine größeren Probleme gehabt - denn das Highlight hatten wir bereits erlebt. Man schaut in die Menge, blickt in die glänzenden Augen und darf beruhigt feststellen, dass auf einige Dinge doch noch Verlass ist. Schweiß, Aufregung, Tränen, Sonne und viel zu wenig Zeit, alles da. Endurteil super also, nur die ein oder andere Variation in der Setlist wäre ganz nett gewesen. Obligatorisch ein paar Textzeilen zu droppen verkneif ich mir einfach mal.
Setlist Bloc Party:
01. like eating glass 02. positive tension 03. banquet 04. blue light 05. she's hearing voices 06. this modern love 07. little thoughts 08. helicopter 09. so here we are 10. the pioneers
Das ist schon nicht mehr zu toppen denke ich mir noch, die Helden später werden ja eher zu kollektiven Massenbefriedungen und gegenseitigen Harmoniebekundungen einladen, das kennt man ja. Und wir werden längst begonnen haben zu trinken. Dann aber kommt Patrice, und diese Energie auf der Bühne und vor allem auch vor der Bühne überrascht mich dann aber schon. Dass Reggae mitsamt seiner Gefolgschaft längst in deutschen Landen angekommen ist, war mir durchaus klar - dass er dermaßen einschlägt nicht. Die Beats knallen edel, Patrice ist auch nicht unsympathisch (dass er aber immerzu in diesem Patois von der Bühne herab spricht - gehört wohl dazu) und ich muss die Krone plötzlich diesem Rasta zusprechen. Die Leute flippen wirklich aus, hmkay. Adam Green - so langsam nutzt es sich ab. Er ist toll und so drauf und der Godfather of Irony, aber nö, eigentlich habe ich keinen Bock mehr auf ihn. Aber hey, viele hatten ihren Spaß. Auf alle Fälle aber wohl das Mädchen, dass bei Bunny Ranch (mein Fav Track, digger, so nebenbei bemerkt) onstage das Bunny mimen darf. Ich lasse mir derweilen mein Ticket signieren. Wir Sind Helden waren ebenfalls echt super. Reicht, oder?
Was letzten Endes an Erkenntnissen bleibt, ist das Fazit, dass allgemein Festivals, die nur einen Tag laufen wirklich angenehm sind und speziell das hier sich äußerst nett gestaltet hat. Und Markus Schultze kann ganz schön nerven. Wir brauchen dich nicht, geh weg.
oh ja, die boxies aus gießen... und dear diary und der hessenmob und wer noch? das elefantenklo? das auch, aber erst recht doch mal juli, "geile zeit" und so... jawoll!!!
außerdem arbeite ich da, wohnen tu ich zum glück in marburg, aber die beiden "städte" gehören ja eh so gut wie zusammen - mit dem unterschied, dass marburg bedeutend schöner ist...
tja, den mr. green hätt ich mir ja gerne wieder angeschaut - hab allerdings die chance genutzt und bin lieber zum melt gefahren, war auf alle fälle die richtige entscheidung! muss aber echt sagen, dass ich von dem campus-ding auch hauptsächlich positives gehört habe...
allerdings finden in gießen alle, alles toll - hauptsache es ist mal was los!
ich finde göttingen und münster sind tolle städte in denen ich später tausend mal lieber wohnen will als in berlin oder hamburg oder münchen oder in anderen ach so tollen szenigen großstädten
-------------- The artist formerly known as Ulrich.
@ Hucke: Lieber im schönen beschauligen Marburg wohnen, wo einen eh nie jemand stört, man die ganze Zeit Bergsteigen muss und wo eh nur in Ausnahmen was abgeht..... ach, in Gießen finden alle alles toll? Ich fand die MTV Invasion nicht toll, aber das ist ja schließlich geschmackssache... @Ulrich: Der Ort, wo die Campus Invasion war, war das Uni-Sportgelände und das Ding war tatsächlich ein Schwimmbad, das sah nicht nur so aus
ich dachte unseren lesern (und auch meinen kollegen) wäre das zu billig auf meine nicht ernst gemeinten äusserungen zu münster oder göttingen einzugehen aber so kann man sich irren... pöh.
@catch22: ok, ich wohn zwar auf dem steilsten berg marburgs, aber den l'alpes d'huez-mäßigen anstieg überwinde ich mittlerweile in bekannter ullrich/armstrong-manier auf dem fahrrad ohne probleme... training ist alles!
einigen wir uns darauf, dass marburg und gießen gleich langweilig sind! bei euch ist das weggehen meist lustiger und exzessiver, das ist wahr - aber schöner ists trotzdem bei uns ;)
komm lieber heil aus serbien wieder und lass uns danach die party starten!
@alle anderen: monster und göttingen zählen definitv zu den coolsten städten in deutschland... ich kenne und liebe mittlerweile beide sehr!
so gut is Münster nun wirklich nich, den Namen Monster hat es nich verdient
-------------- "Es ist die Emotion, die Leidenschaft, die uns antreibt. Das Spiel auf dem Rasen ist nur der Anlass, das Fundament. Die Gesänge aus tausenden Kehlen peitschen durch das rund, die Menschenmassen hüpfen heißblütig auf und ab, die Fans hüllen den Block in ein Fahnenmeer und der Pulk bringt das Stadion mit hallenden Schlachtrufen zum Beben - das ist der Moment, für den wir leben."
