16. Mai 2005 Molotow, Hamburg Ca. 50 Besucher Tickets: 10 Euro
The Rakes. Von vielen als nächstes großes Ding gehandelt. Man kann es ja schon bald nicht mehr hören, dieses scheiß „Next Big Thing“-Gelaber. Was heißt bald: man kann es schon lange nicht mehr hören. Und was heißt überhaupt das nächste große Ding? Wann ist das nächste große Ding das nächste große Ding? Würde das große Ding überhaupt das große Ding werden wenn nicht alle Leute darüber reden würden, dass sie jetzt das nächste große Ding sind? Die Labels und Promoter befinden sich im stetigen Wettstreit: „mein thing ist viel bigger als dein“ - „mein Ding ist größer als deins“. Das ist schon in der Grundschule kindisch. Wenn es erst mal losgegangen ist mit dem „nächsten großen Ding“-Gelaber ist das wie eine kleine Schneekugel die man von der Spitze des Mount Everest rollt. Irgendwann wird sie schon dick werden. Wer denkt heute überhaupt noch an das Gute alte „Gut Ding will Weile haben“.? Wurde wohl eingetauscht gegen „Die dümmsten Bauern haben die dicksten Kartoffeln“. Noch ist die Schneekugel der Rakes klein, die da das nächste große Ding in spe sind. Das Molotow jedenfalls ist an diesem Montagabend auch mit kleinem Vorab-Hype sehr schlecht gefüllt und ohne Hype wären wohl keine 10 Leute im Laden. Die EP fand ich ziemlich cool, also versuchte ich ohne jedes Vorurteil ein hoffentlich gutes Konzert zu sehen. Den Anfang machten Mr. Brown, die schon vor einigen Wochen im Vorprogramm der Blood Brothers überraschten. Zu den Rakes passte die nette College-Rockmusik noch mal wesentlich besser und auch wenn Mr Brown wahrscheinlich nie wieder mehr sein werden als eine Vorband: eine gute Vorband sie sind. Sympathisch und mit einigen ziemlich coolen Rocksongs ausgestattet sind sie ohne Zweifel. Dann die Rakes. Mit langer Umbauphase als wären sie schon die dicken Rockstars. Und auf die Bühne (im Molotow ja nicht viel höher als eine Treppe) leuchtete ein eigener Roadie den Weg mit einer Lampe. Das war albern, das war nicht gerade sympathisch. Gleiches galt derweil für den Frontmann: ein total hysterischer, wohl mit aufputschenden und selbstbewusstmachenden Drogen vollgepumpter hektischer Mensch, der arrogant und selbstverliebt in die Menge sah. Musikalisch sind die Rakes schon ziemlich cool, dass muss man sagen. Energetischer, punkiger Garage-Rock mit knackigen Riffs und dem gewissen Etwas. Eine „The-„-Band Halt und musikalisch sicher nicht die schlechteste. Allerdings blieben die Songs die man noch nicht von der EP kannte kaum in Erinnerung (was auch ein Vorteil in Sachen Langlebigkeit sein kann). Noch allerdingser: so cool die Rakes rocken, so wenig Besonders ist es. Es ist nette Rockmusik die man in einem kleinen Club wie dem Molotow auch schon mal sehr cool finden kann. Nicht mehr, nicht weniger. Die Offenbarung des Rocks, für die sich die Rakes ihrer überheblichen Art nach zu schließen wohl auch selbst halten, dass sind sie ganz sicher nicht. Für ein billiges Shirt mit kleinem Rakes-Schriftzug 20 Euro zu verlangen (für ein kleines Einmal-Feuerzeug 3 Euro) – das ist nicht mehr dreist, das ist Unverschämt. Rakes sind nicht gleich REM und auch wenn sie gute Rocksongs schreiben: ich hoffe sie werden niemals erfolgreich.
-------------- The artist formerly known as Ulrich.
THE RAKES + MR. BROWN
