Motorpsycho Support : Isolation Years 20. November 2002 Location : Düsseldorf, ZAKK Preis : ca. 16 Euro
Gespannt war ich auf diesen Mittwochabend, denn Motorpsycho sollten live ja wirklich sehr gut sein, noch besser als auf Platte. Also trudelte ich ins ZAKK, das während der Supportband, den Isolation Years aus Schweden, noch nicht so recht gefüllt war. Der Sound der Band war recht ruhig, wusste aber zu gefallen. Der Bassist griff zeitweise zum Akkordeon, was eine nette Ergänzung zum Klangbild darstellte. Zwar spielten die Isolation Years einen unaufregenden Gig, aber bei dieser Art von Musik (sorry, mir fällt jetzt partout nicht ein, in welche Richtung ich das stecken soll..Indie ?) fällt es wohl auch schwer, ein Feuerwerk abzuliefern. Dafür war an jenem Abend auch eine andere Band zuständig... Nach dem soliden Support füllte sich das ZAKK in Erwartung des norwegischen Trios, dass live ja immer durch einen Mann an den Tasten ergänzt zum Quartett anwächst. Um es vorwegzunehmen : Es war schlichtweg ein unvergessliches Konzert, und das ist keine blöde Floskel. Man könnte den Gig in drei Phasen unterteilen : In der ersten Phase zu Beginn des Konzertes spielten Motorpsycho fast ausschließlich psychedelische Songs mit ausufernden, begeisternden Jams, die Songs erreichten oft die Zehn-Minuten-Marke, ohne jemals langzuweilen. Im Gegenteil : Es war ein wahrer Genuss, sich in den soundtechnischen Sphären zu verlieren, die Augen zu schließen und dahinzuschweben, auf einen fernen Planeten, geschaffen von nur vier Männern und ihren Instrumenten. Wow. Irgendwann zur Mitte des Konzertes wurden dann die kompakteren, greifbareren Songs gespielt. Auffällig war übrigens, dass der nun endgültig zum langhaarigen Slacker mutierte Bent Saether bis auf zwei Songs immer die Leadvocals übernahm. Der äußerlich immer mehr Jesus ähnelnde Sna half zwar immer tatkräftig bei Backgroundvocals und Harmonien aus, sang aber nur bei einem Song die Leadvocals. Drummer, Multitalent und Entertainer Hakon Gebhardt kam für 'What If' aus seinem Drumset herausgekrochen und begleitete seinen Gesang selbst auf der Akustikgitarre. Very nice. Die dritte Phase des Konzerts war dann nur noch eine einzige große Party. Es wurden fast ausschließlich die tanzbaren Stücke gespielt, und Motorpsycho haben ja wirklich viele Hits, zu denen man alle Hemmungen verlieren und nur abtanzen kann. 'Walking On The Water', 'Hey Jane', 'For Free', großartige Momente eines fantastischen Auftritts. Am Ende des fast zweieinhalb Stunden andauernden Gigs (inklusive zweier Zugaben) konnte sich wohl niemand mehr im Publikum halten. Das Konzert glich fast schon einer Messe, nur ohne den religiösen Überbau, glücklicherweise. Motorpsycho hörten wohl auch nur auf zu spielen, weil sie es nicht länger durften. Von der enormen Spielfreude, die an den Tag gelegt wurde, sollten sich andere Bands mal was abschneiden, denn wenn die Einstellung stimmt, klappt´s auch mit dem Publikum. Es hat sich also nicht nur bewahrheitet, dass Motorpsycho eine sehr gute Liveband sind. Nein, Motorpsycho gehören für mich sicher zu den besten Livebands überhaupt und jeder, der sich mal auf einem Konzert wirklich verlieren möchte, sollte sich die sympathischen Norweger mal anschauen. Bestes Konzert des Jahres bisher.
