Review von Arne Philipp Klug für purerock.de Die 70er waren ein duftes Jahrzehnt. Eine Dekade vor der entgültigen Verflachung der Populärmusik. Wenn man „Jane“ hört, denkt man zurück bzw. versucht sich vorzustellen, wie es in diesem Jahrzehnt gewesen sein muss, in dem man noch nicht einmal geboren wurde. So leicht wirken die Klänge, so raumergreifend, aber doch so viel Raum zum Atmen lassend. Man könnte meinen, hier spreche ein Nostalgiker. Und im Pressetext zur neuen Liveplatte von „Jane“ ist auch meist von Kultstatus, Rockhistorie und Originalbesetzung zu lesen. Mag es jemanden interessieren. Heutzutage, wo jede Band, die mehr als einen Hit zustande gebracht hat und mindestens zwei Sommer im Haifischbecken der Musikindustrie überlebt hat, gleich als Kult gilt, sind „Jane“ vielleicht die Buckelwale des Rock, aber ihre Musik wirkt unverbraucht. Wie sagte einst Octavio Paz über den spanischen Künstler Miró: „Irgendwann entscheiden die Leute sich, zum Anfang zurückzukehren. Und Miró malt wie ein fünftausend Jahre altes Kind.“ Der Vergleich mag hinken. Aber die Musik von „Jane“ wirkt auf mich losgelöst von jeglichen musikalischen Zwängen. „3 Minuten, griffig und Schluss“ sind kein Maßstab für die hannoveraner Rockband (hier böten sich natürlich Querschläge auf die Scorpions an, passt aber gar nicht). Sicherlich die Keyboard-Sounds verursachen zunächst nostalgische Verwunderung und die klischeehafte Bandvorstellung kommt ein wenig antiquiert rüber, aber die Musiker zeigen sich für ihr Alter außerordentlich spielfreudig. Gewünscht und performt werden natürlich vornehmlich die alten Hits: „Beautiful Lady“, „Be To See“ oder „All My Friends“. Aber es gibt nur noch wenige Bands die einen solchen Atmen haben, und die bei zehn minütigen Stücken nicht langweilen. „Jane“ beherrschen den langen, ganz weiten Ton. Der Soundtrack für lange Autofahrten an sommerlichen Mittelmeerküsten, die Begleitmusik für Wasserpfeife und Korthose? Vielleicht, um mal richtig ins Klischee zu hauen. Diese Musik versteht kein New Metall-Kid und vermutlich auch nicht der Alt-Grunger, aber mir gefällt sie.