Stil: Pop Release: 28.04.06 Label: Polydor/Universal Spieldauer: 11 Titel; 45:05 Minuten Anspieltipps: Make this go on forever, set the fire to the third bar, eyes open
Man kann Musik nicht mit Abstand betrachten. Und man will es nicht. Ich meine - erwartet ihr das wirklich? Welche Zweck soll das haben? Ich zumindest kann mir gar keine objektive Sicht auf etwas, was mich so sehr beschäftigt, was so einen großen Teil meines Lebens ausmacht, vorstellen. Wozu ist eine Review gut? Sie soll euch keine Meinung vorgeben. Sie wird euch nicht sagen, was ihr gut finden sollt. Das könnt ihr letztendlich nur selbst. Eine Review hilft dabei Musik vorzustellen. Zu entdecken und zu vergleichen. Undzwar aus einer völlig subjektiven Perspektive, die man teilen kann - aber nicht muss. Es wird einem lediglich geholfen aus diesem unüberschaubaren Meer das auszusuchen, was einem vielleicht gefallen könnte (oder eben nicht) und dann kann man sich selbst eine schöne kleine Meinung dazu bilden. Noch weniger Abstand muss man deshalb zu der Musik haben, mit der man Persönliches verbindet. Da ist es eigentlich erst recht egal, was andere davon halten - man wird diese Band, dieses Lied, dieses Album immer mit einem Moment, einer Person oder einer bestimmten Zeit verbinden und erinnert, zurückgeworfen und berührt werden. Und das ist doch gut so oder? Aber der Objektivität hilft es leider nicht. Nein.
Snow Patrol ist eine dieser Bands.
Wenn dir einmal jemand gesagt hat, dass er diese Musik ewig mit dir und erlebten Momenten verbinden wird, dann ist wohl der Abstand zur Musik nicht mehr vorhanden - denn sie geht einem noch näher als sonst. Wie gut ist das denn?!
Snow Patrol haben ein neues Album. Es heißt Eyes Open und es ist ganz toll. Muss man eigentlich mehr sagen? Es wäre wohl besser. Wozu ist eine Besprechung eine Besprechung? Damit man die Musik bespricht.
A: Ich habe das Gefühl, dass dieses Album lebendiger ist. Besonders am Anfang, bei der Single (Your're all i have) sprüht sie doch. Ich finde das ist eine lebendige Platte. B: Sie ist traurig. Hör doch, was er dort singt. A: Es ist das eine Thema. Es muss wohl so sein. Wie Reich-Ranicki sagt: Die Liebe und derr Tod! Alleß anderre ißt nur ßchundt. B: Und er hat recht. A: Und diese Stelle beim Titelstück! Dort, wo er von Sufjan Stevens singt! Ist das nicht toll! Halt... jetzt kommt sie... da! B: Ich muss an den Winter denken[...] A: Ach. Das ist doch so groß. B: Aber irgendwie nicht so ... zum aufspringen. A: Nein... zum hinaufklettern
Und dann setzt der Chor bei Make this go on forever ein und vielleicht bin ich da zu anfällig, aber so ein Chor der wirkt halt immer - und dieser Refrain ist eine der wunderbarsten Sachen, die mir in der letzten Zeit passiert sind. Man hört es immer wieder und es baut sich auf, wächst und wächst und hält nicht mehr an. The last girl in the last reason to make this last for as long as I could First kiss in your first time that I felt connected to anything The weight of water, the way you told me to look past everything I had ever learned The final word in the final seconds you ever learned to me was love Und man öffnet die nächste Flasche Wein, das Fenster und den Mund. Mir fehlen die Worte. Und dann geht es auch noch so weiter. Ein Duett mit der extrem tollen Martha Wainwright und ein weiterer Höhepunkt. Da werden so Zeilen gewispert wie: We'd share each other like an island / Until exhausted, close our eyelids. Wer das nicht gut findet, ist selbst schuld.
Es ist wiegesagt schwierig Musik, die einem nahe geht, gesund zu beurteilen und man will es eigentlich nicht. Ich habe dieses Album in den letzten Tagen sehr sehr viel gehört und das einerseits, weil es ein wirklich gutes Album ist (auch aus einer angeblich objektiven Sicht) und weil ich diese Band auch für immer mit einem Menschen verbinden werde, der mir viel bedeutet. Und ist diese Art von Album nicht sowieso die allerbeste? Ja.
Ich sage:
Vielleicht sollte da auch "ohne Bewertung" stehen. Es ist eigentlich egal. Denn man soll sich ja seine eigene Meinung bilden. Am besten findet man jemanden oder etwas mit dem man diese Band verbindet. Dann ist sie einfach unschlagbar. Anhören sollte man sich Eyes Open von Snow Patrol in jedem Fall. Und dann geht man die Straßen entlang und summt "so give me a chance to hold on". Und ist ein wenig wehmütig. Weil das so groß ist. Zum hinaufklettern.
-------------- Some people never go crazy. What truly horrible lives they must lead.
Ich kann dich gut verstehen, denn: Wer verbindet nicht selbst bestimmte Songs oder ganze Alben mit bestimmten Personen? Da es mir bei Snow Patrol aber nicht so ergeht, kann ich ganz beruhigt sagen: Hier verpasst man nichts. Zumindest ohne diesen Background.
-------------- this is a film that has no end fiction fights feelings absent as absurd as it sounds there´s more truth than you pretend
mir sind snow patrol eigentlich auch immer eine spur zu pathetisch/dramatisch/vielleicht sogar kitschig gewesen, aber ich sag da ja immer wieder gerne: lieber snow patrol als coldplay. schotten sind eben doch die besseren engländer (und ich hoffe, ich hab mir das jetzt richtig gemerkt mit der länderzuordnung.)
Snow Patrol - Eyes Open
