Okay, das Plattencover haut einem erst mal eine rein. Das sieht nicht aus wie die Neunziger, das riecht nicht irgendwie wie die Neunziger, nein, das hat ein findiger Mensch, der sowas macht, auf seinem alten Computer, auf dem auch noch Windows 95 läuft, gefunden, irgendwo in einem Ordner auf dem Entwürfe oder Trash steht. Gibt das vielleicht einen Vorgeschmack auf die nächste Retrowelle? Die Presidents Of The United States Of America stehen also wieder auf der Matte und machen einfach da weiter wo sie aufgehört haben - die halbernsten Texte gehen schnell rein, die Refrains bauen auf Slogans die sich gerne wiederholen, die Musik bastelt einem ein Diorama im Kopf zusammen, in dem junge Menschen wie aus Beverly Hills 90210 entsprungen zu Collegerock rumhüpfen und Holzfällerhemden tragen. Wer alles wird sich beim durchhören dieser Platte an Grillabende am See erinnern, an tolle Sommer ergo, an speziell "Lump" natürlich, das auf keinem Tape und Party jener Tage fehlen darf? Mithilfe dieser Musik kann es schon mal zu mehr Nostalgieflashs kommen, als gut für einen ist. Vielleicht kam das noch nicht so klar rüber: das ist keine Platte die anschließt, das ist eine Platte die nachspielt, es ist auf den Ton genau dieselbe Musik, es ist als hätte der kleine Bruder von Chris Ballew die famosen verschollenen Tapes die es gar nicht gibt auf dem Dachstuhl gefunden und zu veröffentlicht, hell, sogar die Kuhglocke ist wieder mit von der Partie. Das klingt nun alles ganz schön negativ, darum setze ich eiligst zur Rettung an: die 14 Titel machen Spaß, riechen nach Sommer und ernst genommen haben sich die Presidents ja noch nie.
Fazit: Und die Entscheidung, ob Love Everybody somit einen willkommenen Trip in vergangene Zeiten, einen halbwegs gelungenen Comebackversuch oder eine irritierend rückwärts gerichtete Platte des seligen letzten Jahrzehnts darstellt darf somit jedem selbst überlassen sein.
The Presidents Of The United States Of America - 
