Wiederveröffentlichungen eines Debütalbums interessieren meistens nur die wirklichen Fans. Noch dazu, wenn man es mit einer eher durchschnittlichen Band zu tun hat – zumindest über die Quantität darf sicher hier aber keiner beschweren. Oder etwa doch? Mit knapp 70 Minuten ist schon fast der Speicherplatz einer handelsüblichen CD ausgereizt, da legen die Jungs von The Junior Varsity sogar noch eine Extra-DVD drauf, die ebenso umfangreich daher kommt. Jetzt mag das komisch klingen, aber das Re-Release von The Great Compromise aber ist sogar um einiges zu lang und vollgepackt. Die ersten Songs des Debütalbums sind dabei gar nicht schlecht, erinnern sie doch an die alten Emo-Tage und dort an Bands wie The Promise Ring, Braid, vereinzelt Last Days Of April oder im Ansatz auch mal Sunny Day Real Estate. Auf einer Veröffentlichung in EP-Länge würden die Amerikaner deswegen vielleicht sogar ansprechend überzeugen, aber dann kommt immer noch ein Song, immer noch ein neuer Part, der spätestens bei der fünften Wiederholung des ähnlich klingenden Breis für spontanen Würgereiz sorgt. Wenigstens ist das Ganze nicht so Kaumgummi-mäßig künstlich hochproduziert wie ihr letztes Album und kommt mit genügend Schnörkeln und Wendungen daher um länger fesseln zu können als die Plastikhandschellen der unechten Popkameraden, aber es ist einfach zu lang und zu langweilig um sich für so eine lange Zeit der Aufmerksamkeit sicher sein zu können. Arg poppig, arg einfallslos, arg anbiedernd und schmalzig umspülen die zähen Tracks die Gehörgänge bis zum Umfallen. Fans von Victory-Emo sind auf alle Fälle mit der Wiederveröffentlichung der alten Silverstein-Platten besser beraten. Nur für echte Junior Varsity-Fans also – wenn es so was außerhalb ihres eigenen Freundkreises geben sollte...
-------------- The artist formerly known as Ulrich.
THE JUNIOR VARSITY – THE GREAT COMPROMISE CD + DVD
