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Überschrift: Simpsons, die - Der Film, Animationsfilm / Comedy< Älteres Thema | Neueres Thema >
Sven Offline
Profi



Gruppe: Redaktion / Admin
Beiträge: 2968
Seit: 09 2002
Verfasst am: 19. 08 2007, 20:59

Der Terror, nicht mehr in den Neunzigern zu sein

Die Simpsons - Der Film
David Silverman, USA, 2007


Es ist 2007, es hat lange gedauert, aber nun ist er da. Der Film, der die Simpsons sicher nicht mehr bekannter machen wird, denn das ist ja gar nicht möglich. Dafür der Family of Five und ihren Schöpfern, ach was, dem gesamten, gigantischen Merchandise-Universum aber noch mal eine öffentliche Aufmerksamkeit gebracht hat, die zwar nach wie vor angebracht scheint, trotzdem aber ein klein wenig überrascht. Als die Welle kam. Mit sprechenden Figuren, täglichen Specials auf vielen TV-Sendern, in allen Magazinen, überall. Kurz gefasst eine Omnipräsenz, wie sie eben doch nur der gelben Familie zuzutrauen war.

Schieben wir das Phänomen "Die Simpsons" beiseite, denn dieses Thema ist mitsamt Vorzeichen, Verarbeitung von und Auswirkungen auf Pop und unsere Welt ja mittlerweile mehr als ausführlich durchexerziert worden. Schüler, die eine Hausarbeit schreiben müssen, Wissenschaftler oder Studenten, die Fach-Publikationen oder gleich Bücher veröffentlichen (wie etwa „Subversion zur Prime-Time“ im Schüren Verlag), haben hier ein dankbares Thema gefunden. Ein spannendes Kapitel für sich, doch für die Exegese des Films gar nicht zwingend notwendig.

Dieser Film ist zehn Jahre zu spät erschienen, so lässt es sich schon mal zusammen fassen. Auch wenn die gut 90 Minuten nicht schlecht geworden ist.
Während Rezensent im Kino sitzt, und zwar in der Originalton-Fassung, um Kinderhorden im Saal und Anke zu entgehen, macht sich ein seltsames Gefühl breit.

Hier sitzt jemand mit der Arroganz jener Sorte Menschen, die sich für wahre Fans halten, die mit Entsetzen auf jeden Mitmenschen reagieren, der nicht wenigstens die wichtigsten 40 Charaktere Springfields mit Namen aufsagen kann. Und der daher nicht einfach den Film bewertet, sondern dazu auch noch alle anderen, die daran ihren Spaß haben. Darauf hatte ich mich wenigstens eingestellt. Aber es passiert etwas anderes. Die eigentliche Pointe des Films ist: was hier zu sehen ist, erzeugt leider nur Indifferenz.
Dass es so läuft, überrascht. Ich weiß gar nicht, wie ich das jetzt finde: eigentlich gibt es kaum was zu lachen, nicht einen großen Gag. Das liegt einerseits daran, dass eine spezielle Sequenz (die mit dem Lauftext), nur funktioniert, wenn man ihn in der lokalen Version sitzt und daran, dass eine weitere mir vorher schon bekannt war. Außerdem: in den Wochen vor Kino-Release waren plötzlich immer mehr Szenen vorab zu sehen. Irgendwie doch blöd gelaufen: Da wird erst mit aller Macht jede Zeile Handlung geheim gehalten, um dann kurz vor dem Film doch vieles preiszugeben. „Spider-Pig“. „Penis“. Beispiele dafür. Aber eben auch zwei Momente, die ich nicht witzig fand. Na gut, über Humor lässt sich streiten? Vielleicht.
Zurück zu diesem diffusen Gefühl, und bitte aufatmen, gleich ist die Punchline meiner Theorie draußen. Es gibt hier also wenig zu lachen, ich meine so richtig, zum wegrollen. Wie wenn es brennt. Dabei machen das die Episoden aus den goldenen Zeiten immer noch mit mir, jeden Abend im Fernsehen. Umgekehrt ödet aber auch nicht an, was ich sehe: ein paar Dinge passieren, eins, zwei Mal entfährt ein Kichern – man merkt der Storyline an, dass da einige Arbeit drin steckt. Ich blicke kein einziges Mal auf meine Uhr. Befürchtungen, der Film könne nichts mehr reißen, nachdem schon die Serie vor zehn Jahren durch schlechte Scripts und Ekel-Humor für immer kaputt gemacht wurde, erweisen sich als falsch oder überzogen. Auf der einen Seite.
Die andere: es berührt mich nicht, weder auf positive noch negative Weise. Plötzlich ist klar, warum.

Die Simpsons haben vor 20 Jahren die Sitcom wieder-erfunden, auf neue und unerreichte Art die Satireschraube angezogen, das Storytelling Mitte der Neunziger Jahre perfektioniert. Ein grandioses Konzept, das in Animation umzusetzen: schließlich ist hier alles möglich, Kritik wirkt weniger mittelbar, trifft letztendlich aber umso präziser und härter. Aus diesem Erfolg gingen Nachahmer bzw. Nachfolger hervor: South Park, Family Guy, American Dad, Drawn Together. Um nur die bekanntesten zu nennen. Sie wären ohne diesen Urknall des zuweilen bitterbösen und messerscharfen Sarkasmus der Serie vielleicht nie möglich gewesen, haben aber das Konzept auch weiter getrieben: Sozialkritik und Satire werden danach ätzender und noch kompromissloser, Goof-Humor und Surrealismus erreichen neue Höhepunkte. Genannte Serien haben gezeigt, was überhaupt noch geht. Sie haben es mit Meta-Humor so weit getrieben, dass bei der ersten Szene im Film (die Familie sitzt selbst im Kino, und die erste Botschaft lautet erst mal: „Warum bezahlt ihr Idioten Geld für etwas, dass ihr auch für weniger, also nichts, haben könnt?“) nur noch ein müdes Lächeln übrig bleibt. Maggies erstes Wort ist „Sequel“? Meinetwegen kann sich da der Großteil der Kinogänger ins Fäustchen lachen und die Spitzfindigkeit und Cleverness der Macher hinter dem Film bewundern, uns Kinder der Ironie lässt das kalt. Wir haben das oft genug gesehen, in allen Variationen, sogar schon auf der großen Leinwand: „South Park, der Film“ hat vorgemacht, wie eine Adaption (auch) funktionieren kann.

Nicht so abstrus und popreferenziell wie Family Guy zu sein, bei weitem nicht den „Gross-Out“-Faktor und Durchgeknalltheit von Drawn Together zu erreichen und, am wichtigsten, auch beim Plot und dem Aufgreifen aktueller sozialer, politischer und ökonomischer Themen hinter South Park immer nur Zweiter zu sein, das ist das Problem des Films. Und mittlerweile auch der Serie.

Kurz gesagt: es werden keine Maßstäbe mehr gesetzt, und sollte das auch keiner mehr erwartet haben, steht das Fazit: in der Form kennen wir das alles schon, tut uns leid.

Ironie frisst seine Kinder.
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Profile PM ICQ 
Ulrich Offline
Team



Gruppe: Redaktion / Admin
Beiträge: 8646
Seit: 03 2001
Verfasst am: 19. 08 2007, 21:11

netter artikel.
kann ich nur zustimmen, in fast allen punkten.
ein lustiger film, aber mittlerweile ist man humortechnisch halt schon hoffnungslos abgestumpft (oder weiterentwickelt). wenn ich die ganz alten simpsonsfolgen sehe weiß ich aber auch nicht mehr wie ich das mal wirklich dreist und zum brüllen komisch finden konnte.
hier im film scheitern die simpsons aber gar nicht an sich selbst, sondern daran, dass sie zu angestrengt versuchen wie die anderen zu sein und alles, was die charaktere in der serie nie machen würden, dann halt doch machen. bestes beispiel ist marge.
wo ich dir nicht zustimme ist auch, dass man merkt, dass viel arbeit im skript steckt. das gegenteil musste ich denken - das ist doch ein absolut unhomogenen skript, viel zu viele ideen werden kurz angesprochen und dann nie wieder aufgegriffen. ein lehrbuch dafür wie ein skript nicht aussehen sollte.


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The artist formerly known as Ulrich.
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Profile PM WEB ICQ 
Bastian Offline
überall bekannt



Gruppe: Redaktion
Beiträge: 892
Seit: 08 2002
Verfasst am: 25. 08 2007, 18:46

Ein Problem an der Sache ist, dass vorm Film wohl sehr viele Testscreenings gemacht wurden.
Wenn ein Witz nicht beim ersten Mal zündete, flog er raus. So wurde dann vermutlich viel des spitzfindigen, intelligenten/unterschwelligen Humors entnommen, einfach weil das Publikum ihn nicht verstanden hat.
Die beste Szene des Films ist meiner Meinung nach 'Micky Maus'.


--------------


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NattyDread Offline
Chief Rebel Angel



Gruppe: freier Autor
Beiträge: 2023
Seit: 11 2001
Verfasst am: 31. 08 2007, 16:01

Ihr blöden Indiekacker.


;)
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3 Antworten seit 19. 08 2007, 20:59 < Älteres Thema | Neueres Thema >

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Schnellantwort Simpsons, die - Der Film
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